WM-Vorschau (3)

| 4. Juli 2010 | 0 Comments

Weltmeisterschaft in Polen

Widmen wir uns zum Abschluss dieser WM-Vorschau noch den Senioren: Wenn mit der Jugend- und Junioren-WM das Warm-Up vorüber ist, werden am Wochenende vom 16. bis zum 18. Juli die besten Sportakrobaten der Welt in der Hala Orbita ihr Können demonstrieren. Mit dabei sind dann auch richtige Stars, die sogar teilweise außerhalb der Sportakrobatik bekannt sind. Sie wollen in Wroclaw die WM-Titel abräumen und vielleicht werden sie von der Konkurrenz bei der Abschiedsparty um ein Autogramm gebeten, möglicherweise sogar von dem ein oder anderen Deutschen.

Die Beteiligung ist bei den Senioren generell nicht so hoch wie bei den 11-16- und 12-19-Jährigen. Durchaus interessant ist aber, dass bei der „echten“ Weltmeisterschaft nicht etwa wie bei Jugend und Junioren die Damengruppen oder -paare die höchste Konkurrenz verzeichnen, sondern die Mixed Paare. Deren 22 treten an, acht Nationen müsste man schlagen, um ins Finale einzuziehen. Da wird – so steht leider zu befürchten – wohl nach der Qualifikation Schluss sein für Marcel Becker und Janina Huck sowie Sascha Kohn und Patricia Voigtländer, zumal beide deutschen Vertreter nicht optimal durch die Vorbereitung gekommen sind und krankheits- bzw. verletzungsbedingt längere Pausen in Kauf nehmen mussten.

Als durchaus interessante Randnotiz möchte ich noch festhalten, dass zumindest für andere Nationen eine Änderung der Meldung auch nach Meldeschluss durchaus machbar scheint. In der Startreihenfolge, die nach Meldeschluss ausgelost wurde, waren es noch 21 gemischte Paare, in der nun veröffentlichten Namensliste werden 22 Paare geführt. Puerto Rico ist dazugekommen. Zur Erinnerung: Eine Nach- bzw. Ummeldung des DSAB (das Damenpaar Smialy und Buchhammer statt des Herrenpaares Claus und Dewataikin) war nicht möglich.

Am Finale kratzen könnten hingegen meiner Einschätzung nach die deutschen Damengruppen, wobei ich mich nur ungern festlegen wollen würde, welches deutsche Trio in Wroclaw wohl weiter nach vorn turnt. Nadine Schek, Julia Patruna und Dana Saiko sowie Sandra Stoll, Sabrina Hegele und Sophie Brühmann gehen an den Start, wobei die Erfahrung auf jeden Fall für Letztere spricht. Wenn auch nicht gemeinsam, so standen doch alle drei schon mehrmals auf der internationalen Bühne. Unlängst in Winterthur haben die Mainzerinnen allerdings bewiesen, dass sie die Hofherrnweilerinnen auch schlagen können. Vier Nationen muss man unter den 17 Damengruppen hinter sich lassen, um ins Finale einzuziehen. Ich bin gespannt und sehe die bessere deutsche Damengruppe – sofern alles halbwegs glatt geht – durchaus unter den Top Ten in der Nationenwertung.

Deutschlands Herrenduo Marco Lamm und Maximilian Dao wird unter den 14 Herrenpaaren nur schwer die erforderlichen vier Nationen hinter sich lassen können. Dazu ist das internationale Niveau bei den Herrenpaaren der Senioren einfach zu hoch. Marco und vor allem Maximilian, der erst vor Jahresfrist seinen ersten Sportakrobatik-Wettkampf bestritt, werden noch eine Weile brauchen, bis sie da den Anschluss schaffen.

Auf dem Papier die leichteste Aufgabe haben Janina Hiller und Sophia Müller, die unter den zehn Damenpaaren „nur“ zwei Nationen hinter sich lassen müssen, um ins Finale einzuziehen. Wie ich das Aushängeschild der deutschen Sportakrobatik einschätze, ist der Finaleinzug aber sicherlich nur ihr Minimalziel. Sie sind die einzige noch aktive deutsche Formation, die schon einmal eine Medaille bei einer EM oder WM geholt hat. 2007 bei der Junioren-EM in Holland haben sie Bronze gewonnen und Blut geleckt. Eine weitere Medaille jetzt bei der Senioren-WM wäre die Krönung einer überragenden Karriere. Ihnen spielt dabei in die Karten, dass im Lauf des Jahres mit dem englischen und belgischen Damenpaar zwei Erzrivalen das Handtuch geworfen haben. Aber: In einem Beitrag auf der Vereinshomepage analysiert Günther Mäußnest die verbleibende Konkurrenz und da kann man immer noch nur mit den Ohren schlackern. Zudem laborierte Janina zuletzt lang an einer Verletzung des Daumens, die die Vorbereitung beeinträchtigte.

Wäre der Finaleinzug einmal geschafft, ginge es wieder von Null los: Die Finalisten müssen dann nochmal eine alles entscheidende kombinierte Übung auf die Matte legen. Die 230 Value, die man bei den Senioren in Kombi für die maximale Schwierigkeitsnote braucht, bekommen Janina und Sophia übrigens bei weitem nicht voll. Zumindest war das bei der letzten EM noch so. Demnach würden sie von vornherein mit rund einem halben Punkt Rückstand gegenüber einigen Konkurrentinnen in den Kampf um die Medaillen gehen, von denen die Mehrheit sicherlich volle Schwierigkeit turnt.

Im Fazit würde ein rationaler und besonnener Mensch wohl kaum auf eine deutsche Medaille bei den anstehenden Weltmeisterschaften wetten, bei den Senioren ebenso wenig wie bei den Junioren und der Jugend. Gott sei Dank lässt sich aber generell im Sport und ganz speziell bei einer Sportakrobatik-WM nicht immer alles rational vorhersagen: Viel wird von der Tagesform der deutschen Nationalmannschaft abhängen, viel wird davon abhängen, wie die Favoriten aus Russland, England, Belgien, Weißrussland oder der Ukraine mit dem Druck umgehen. Leider wird wieder einmal (besonders wenn es dann doch um Medaillen gehen sollte) auch einiges davon abhängen, wer im Kampfgericht und in der Jury sitzt. Deshalb: Alles ist möglich! Viel Glück und Erfolg den deutschen WM-Teilnehmern!!!

 

Sulvinja

Tags:

Category: WM 2010 in Wroclaw

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert