Wroclaw, Tag 4: Zweimal Finale

| 12. Juli 2010 | 2 Comments

Dennis Stach und Emanuel Lang

Zwei lange Qualifikationstage sind hier in Wroclaw zu Ende gegangen. Insgesamt fast 24 Stunden Wettkampf, was für ein Mammutprogramm, vor allem bei dieser Hitze. Aber es hat sich gelohnt: Deutschland sicherte sich zwei Startplätze im Finale der Jugend-WM. Dennis Stach und Emanuel Lang sowie Tim Sebastian und Rosa Löhmann lösten die Tickets für die Endrunde. Bei der letzten WM vor zwei Jahren in Glasgow zogen sogar drei deutsche Formationen ins Finale ein, alle in der Juniorenklasse. Da war diesmal aber nichts zu holen.

Im Finale der Herrenpaare sind die Russen Zablotnyy und Mansurov sowie die Engländer Child und Underdown die klaren Favoriten. In der Qualifikation haben sie die Konkurrenz deklassiert, wenn sie im Finale keine Nerven zeigen, werden sie sicher erneut an der Spitze landen. Dahinter aber ist das Feld ziemlich gleichauf, hier haben alle verbliebenen vier Paare ziemlich ähnliche Chancen auf Bronze. Sie profitieren dabei vom Ausfall des holländischen Duos Witvoet und van Dam: Nur wenige Minuten vor der gestrigen Tempo-Übung brach sich der Obermann van Dam den Arm. Diese beiden hätte man sonst mit großer Wahrscheinlichkeit im Kreis der Medaillengewinner suchen müssen.

Tim Sebastian und Rosa  LöhmannDennis und Emanuel gehen als letztes Herrenpaar im heutigen Finale auf die Matte. Sie haben sich entschieden, ihre Balance-Übung zu zeigen. Sicherheit geht vor! Mit ihrer Tempo-Übung würden sie wahrscheinlich wie auch schon in der Qualifikation eine höhere Artistik-Note bekommen, allerdings klappen da die Elemente nicht ganz so zuverlässig wie in Balance.

Auch wenn sie im direkten Vergleich der deutschen Finalisten besser abschneiden würden, dürften Tim und Rosa heute im Normalfall keine Chance auf eine Medaille haben. Ihre Kategorie der gemischten Paare ist einfach zu stark besetzt, das hat sich in der Qualifikation herauskristallisiert: Drei Formationen schafften den Sprung über 55 Punkte, die Engländer Bartlett und Spalding holten sogar über 56 Punkte. Logisch, dass diese drei Mixed Paare die Favoriten auf die Medaillen sind. Trotzdem können sie sich von den Lorbeeren der letzten beiden Tage nichts kaufen. Im heutigen Finale geht es wieder bei Null los. Tim und Rosa gehen mit ihrer Balance-Übung als drittes Mixed Paar auf die Matte und können sich danach ganz entspannt anschauen, ob die Favoriten mit dem Druck umgehen können.

Ab 12.30 Uhr ist 45 Minuten lang nochmal ganz fest Daumendrücken angesagt!!!

Um noch kurz auf zwei Fragen aus den Kommentaren einzugehen: Günther wunderte sich, warum die Deutschen immer so schlechte Artistik-Noten bekommen. Ich habe mit einem Kampfrichter gesprochen, der an den letzten beiden Tagen oft Artistik werten musste. Er sagte mir, dass die oftmals etwas niedrigen Wertungen der Deutschen meist weniger an den „klassischen“ artistischen Kriterien wie Choreographie, Aufteilung der Übung, Vielfalt der Elemente, Ausdruck, Harmonie von Musik, Anzug und Charakter etc. liegen. Auch gäbe es hier keinen „Deutschland-Malus“, wie manche unken. Was ihm aber auffalle, sei, dass die Deutschen oftmals nach einem Element eine kurze Pause – einen Bruch – in der Übung haben, in dem sie erst mal erleichtert seien, dass das Element geklappt hat, anstatt sofort flüssig, ohne Unterbrechung und professionell weiterzuturnen. Hier würden die Kampfrichter häufig Abzüge vornehmen.

Und an Regine, die sich nach den Anzügen der internationalen Konkurrenz erkundigt hat: Es sind tatsächlich einige Anzüge dabei, die nach meiner Regelauslegung nicht erlaubt sein dürften. Tiefe hautfarbene Ausschnitte, große fleischfarbene Flächen an Bauch und Rücken, lediglich mit einigen Glitzersteinchen kaschiert. Mir wäre nicht aufgefallen, dass es Abzüge gegeben hätte, das kann ich aber nicht beschwören. Ich habe mir vorgenommen, bei Gelegenheit noch bei einem „hohen Tier“ genauer nachzuhaken. Stay tuned… 😉

 

Sulvinja

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Category: WM 2010 in Wroclaw

Comments (2)

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  1. Fabienne sagt:

    Man kann eigentlich niemanden einen Vorwurf machen. Es steht in den Regeln drin und fertig. Wenn sie es international nicht anerkennen, ist das dessen Problem. Deutschland hat eigentlich nur richtig gehandelt.
    Zur schlechten Artistikwertung: War dies nur der einzige Grund,wieso wir relativ schlecht dort abschneiden? Wäre ja schon ein starkes Stück, wenn dies der einzige Grund wär.

  2. Anna sagt:

    Hallo liebe Sportakrobatikgemeinde liebe Regine lieber Sebastian.Es ist göttlich zu lesen dass die Wettkampfanzüge bei einer Weltmeisterschaft nicht den angeblichen Normen entsprechen und dafür keine Abzüge gegeben werden,während bei einer Deutschen Jugendmeisterschaft penibel auf die Wettkampfanzüge geachtet wird!Wenns nicht zum heulen wäre könnte man sich drüber schlapplachen was in Mainz abgelaufen ist.Viel Glück heute allen Deutschen Startern im Finale.

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