Orlando, Tag 6: Viermal Finale in Aussicht

| 20. April 2012 | 1 Comment

Alex Dik und Justice Niesar auf dem Weg ins Finale

Nach dem ersten Wettkampftag der Jugend- und Junioren-WM in Orlando darf Deutschland auf vier Startplätze im Finale hoffen. Die internationale Leistungsentwicklung ist für Deutschland allerdings bedenklich. Dominiert wird der Wettkampf von Russland und England.

Die deutschen „sowieso schon Finalisten“ Max Hoppe und Jonas Conrad sowie Tobias Otto, Vincent Kühne, Moritz Löhmann und Laurin Werner können sich am Samstag noch ein weiteres mal ganz entspannt an das Wettkampffeeling gewöhnen, am Sonntag geht es dann um Edelmetall. Max und Jonas waren im Probedurchlauf der Balance-Übung, die es dann auch im Finale zu zeigen gilt, immerhin Vierte von den fünf Herrenpaaren am Start.

Ebenfalls fast sicher ist der Finaleinzug eines deutschen Mixed Paares bei den Junioren. Direkt hintereinander Platz sieben und Platz acht belegen Alex Dik und Justice Niesar bzw. Tim Sebastian und Rosa Löhmann. In der Nationenwertung bedeutet das Platz sechs. Selbst wenn es also eine der beiden Formationen im zweiten Durchgang verpatzt, müsste die andere dennoch durch sein.

Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora SochorUnd Kurs aufs Finale halten nach dem ersten Durchgang auch Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor. Platz acht in der Nationenwertung, allerdings teilen sie sich diesen Rang mit dem Trio aus den Niederlanden. Knapp hinter ihren Teamkolleginnen sind Merry-Anne Laurisch, Nancy Deger und Lilly Radeck. In der Artistiknote wurden die beiden deutschen Trios identisch bewertet, in der Schwierigkeit sowieso. In der Techniknote liegen die Dresdnerinnen zwei Zehntel vorn, obwohl Katharina Bräunlich an ihren individuellen Salto noch einen deutlichen Hopser anhängte (vermutlich ein Zehntel Abzug). Was hat also den Ausschlag für die dennoch höhere Techniknote gegeben? Die Antwort dürfte lauten: die wunderbar hohen Saltos der Dresdnerinnen!

Bei den Juniorentrios ist für Tamara Kämpfert, Hannah Schmid und Valery Maslo der ersehnte Finalplatz trotz einer starken Tempo-Übung leider sechs Zehntel entfernt und wohl kaum realistisch, bei Diana Dierich und Yasmin Sroka (Damenpaar Junioren) fehlen auch 7,5 Zehntel.

Russland und England wie von einer anderen Welt

In der Jugend belegen nach dem ersten Durchgang in allen Disziplinen Russland und England die Plätze eins und zwei. Nicht wirklich unerwartet, trotzdem unglaublich! Und bei den Junioren fast dasselbe Bild… Nur dass sich hier wenigstens in zwei Disziplinen (Herrenpaar und Damenpaar) jemand anderes an die Spitze schieben konnte – Weißrussland. Die Weißrussen haben ja bei den Senioren keinen Weltmeistertitel abbekommen und müssen jetzt nachziehen.

Und Belgien ist bei den Junioren-Damengruppen auf Rang zwei, punktgleich mit Russland. Die Belgierinnen Julie van Gelder, Ineke van Schoor und Laure Maes sind vielleicht das schönste Trio dieser ganzen Weltmeisterschaften. Ihre Synchronizität ist so perfekt wie man es sonst nur aus dem Zeichentrick kennt. Und genau dieses Thema „Comic“ greifen sie auch in ihren Bewegungen und in ihrer Musik auf. Dazu Höchstschwierigkeiten – genial!

Deutschland ist der LKW auf der Entwicklungs-Autobahn…

Die bittere Erkenntnis schon nach dem ersten Wettkampftag der Jugend- und Junioren-WM: Deutschland macht zwar beständig Fortschritte, die Leistung steigt unverkennbar an. In den anderen Nationen geht die Entwicklung aber noch viel rasanter vonstatten. Die Niederlande haben zum Überholmanöver angesetzt, Israel ist in den letzten Jahren an Deutschland vorbeigeflogen wie ein Ferrari an einem LKW. Und viele andere mehr! Portugal ist in der Ferne schon kaum mehr zu sehen, England längst nicht mehr. Die Erzählungen manch alten Funktionärs klingen wie ein schlechter Witz: „Und auch wenn alles daneben ging, vor den Engländern waren die Deutschen früher immer noch…“ Was ist da nur schief gegangen?

Deutschland wird keineswegs schlechter, steht nicht einmal auf dem Standstreifen. Deutschland wird nur langsamer besser als die allermeisten anderen. Das ist eine Feststellung und versteht sich nicht als Vorwurf an Trainer oder Sportler. Das Problem liegt wohl vielmehr im System.

 

Turnanzug und Gymnastikanzug Sulvinja

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Category: WM 2012 in Orlando

Comments (1)

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  1. Marion sagt:

    Sehr, sehr guter Bericht Basti und vielen Dank für die zeitnahe Berichterstattung

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