Schwerin dominiert DM-Premiere in Friedberg

| 22. Mai 2012 | 6 Comments

Deutsche Meisterschaft der Jugend: Mehrkampf-Meister Damengruppen

Deutsche Meisterschaft der Sportakrobatik in Friedberg. Zum ersten Mal überhaupt. Der ausrichtende TSV Friedberg bekam bei seiner Premiere jede Menge Lob (toll dekorierte Wettkampfhalle, Foto- und Filmbedingungen fast wie im Studio, zweiter Federboden, Livestream und vieles mehr). Sportlich gab es für die Gastgeber allerdings nicht viel zu holen. Das Starterfeld war bärenstark.

Michelle Mausolf, Antonia Ristedt und Gofrahn SolhDeutschland Altersklasse Jugend 2012. Was soll man sagen… Ein sehr guter Jahrgang! Wieder. Bester Verein am Start war klar und deutlich der VfL Schwerin. Das Rätsel, wie ein Klub im Feld von 26 Damengruppen (alle) seine drei Trios unter die Top-Vier bekommt, dürfte so manchem Trainer auch Tage nach dem Wettkampf noch schlaflose Nächte bereiten. Sensationell! Irgendwie hat man aber das Gefühl, dass die Schwerinerinnen vor allem dann so richtig gut sind und perfekt durchturnen, wenn es um relativ wenig geht.

Nur die Dresdner WM-Starterinnen konnten vier Wochen nach Orlando noch Paroli bieten und immerhin zweimal Silber und einmal Bronze davontragen. Das zweite deutsche Trio bei der Jugend-WM aus Hoyerswerda konnte in Friedberg aus gesundheitlichen Gründen nicht an den Start gehen.

WM-Jury übersah glasklaren Fehler…

Die Dresdnerinnen Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor bekamen in Balance einen Punkt Abzug – für einen Fehler bei der Zusammenstellung der Übung. Was für ein Hammer! Dieser Abzug kostete das Trio den Balance-Titel, trotzdem gab’s für die drei immerhin noch Bronze. Auf das Mehrkampf-Ergebnis wirkte sich der Abzug nicht aus.

Aber wofür hatte es den Abzug überhaupt gegeben? Nur eine der drei zeigte die vorgeschriebene Anzahl individueller Elemente in der Kategorie Flexibilität. Ein glasklarer Fehler, keine Frage. Jedoch: Genau dieselbe Übung hatte das Trio bereits gezeigt (und also den fehlerhaften Übungsbogen eingereicht) bei den Deutschen Meisterschaften 2011, bei der Jugend-EM 2011, beim Zwingerpokal, bei der Jugend-WM 2012 und noch so manchem anderen Turnier. Niemandem war der Fehler je aufgefallen. Nicht den deutschen Kampfrichtern, nicht der internationalen Jury-Elite bei der WM. Eine deutlichere Beweisführung, dass das Regelwerk der Sportakrobatik offenbar sogar für Insider zu kompliziert ist, ist kaum möglich. Eine Vereinfachung ist überfällig.

Zurück zu den drei Schweriner Abräumer-Trios: Ausnahmsweise sei einmal zuerst die Damengruppe genannt, die gleich dreimal auf dem undankbaren vierten Platz landete: Shirley Klier, Fenja Grüschow und Hanna Runge. Einmal Silber und zweimal Bronze gab es für Lisa Rutenkolk, Anna Düsterhöft und Alina Runge. Und dreifache Deutsche Meister wurden Michelle Mausolf, Antonia Ristedt und Gofrahn Solh.

Sarah Haslinger und Lara KielkopfDas Schweriner Spitzentrio lieferte den besten Mehrkampf über alle Disziplinen hinweg ab und übertrumpfte damit sogar das Damenpaar Sarah Haslinger und Lara Kielkopf vom TV Ebersbach. Diesem Duo gehörten dafür die stärksten zweieinhalb Minuten des Wochenendes: Ihre Kombi-Übung war eine Wucht und mit 27,9 Punkten zu Recht am höchsten überhaupt bewertet. Ihre Gegnerinnen schlugen sie deutlich. Auf Platz zwei landeten punktgleich die Damenpaare Celine Caro Bauder und Pia Seckler (Hofherrnweiler) sowie Patricia Eichhorn und Lea Poos (Pfungstadt).

Max Hoppe und Jonas Conrad in Balance nur Zweite

Ausgerechnet in Balance, also bei der Übung, mit der sie vor vier Wochen im Finale der Jugend-WM Bronze gewonnen hatten, mussten Deutschlands einzige WM-Medaillengewinner 2012 ihre Konkurrenten aus Riesa vorbeiziehen lassen. In Tempo und im Mehrkampf ließen sich die Leipziger Max Hoppe und Jonas Conrad dann aber nicht mehr die Butter vom Brot nehmen und verwiesen das starke neue Herrenpaar Franz Krämer und Michail Kraft auf Rang zwei.

Kein Zweifel kam bei den Mixed Paaren und bei den Herrengruppen auf: Drei Deutsche Meistertitel gewannen Alexander Moroz und Alexandra Kober (Riesa) sowie Johannes Belovencev, Alexander Jakovlev, Kirill Mill und Andreas Felker (Düsseldorf) – in Balance, in Tempo und im Mehrkampf.

Es haben die Besten gewonnen!

Auch wenn nach dem Wettkampf natürlich wieder – diesmal sogar relativ heftig – die obligatorische Diskussion über die (Un-)Gerechtigkeit der Wertungen einsetzte, steht eines felsenfest: In Friedberg haben die Besten gewonnen! Und auch über die Vergabe der Medaillen kann sich doch eigentlich niemand ernsthaft beschweren. Hier geht es zu den Ergebnissen. Und jede Menge richtig tolle Bilder gibt es bereits beim SAV Schwarzenberg.

Zum Abschluss ist zu sagen: 27 Damenpaare, 26 Damengruppen, fünf Herrenpaare, fünf Mixed Paare und vier Herrengruppen. Es war zu viel! Mal wieder! Deswegen erneut: Der Deutsche Sportakrobatik Bund muss etwas tun, um die Teilnehmerzahlen in einem machbaren Rahmen zu halten. Diese sind im Vergleich zum Vorjahr nochmal angestiegen. Das war nach der Einführung der neuen Kombi-Übung für die Altersklasse Jugend auch nicht anders zu erwarten. Außerdem ist der zweite Wettkampftag mit den Kombi-Übungen jetzt leider bei weitem nicht mehr so interessant, spannend und spektakulär wie noch im letzten Jahr. Doppelt ärgerlich.

 

Turnanzug und Gymnastikanzug Sulvinja

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Category: Deutsche Meisterschaften

Comments (6)

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  1. ich sagt:

    „die Wettkampfrichter haben nach einer Kür ihre Wertung per Karte angezeigt.“

    Kathrin hat Recht! Offen zeigen für alle, wie jeder gewertet hat. Auch das kann ich positiv beitragen, dass es bei den Berliner Meisterschaften so Standard ist.

  2. Soederberg sagt:

    Im Prinzip hat Maria ja recht,aber: seit Jahren bin ich „zuschauender Begleiter“ der Schweriner. Was sie auszeichnet ist ganz klar ihre Kompetenz in den Damengruppen eben über Jahre hinweg. Was ihnen in der Vergangenheit schon vereinzelt gelang, scheint sich nun zu zementieren in drei sehr guten bzw. guten Gruppen im Jugendbereich. Bei der großen und qualitativ ansprechenden Konkurrenz eine herausragende Leistung. Und so ein „Durchmarsch“ mit drei Siegen kommt nun mal nicht all zu oft vor. Auch nicht zu vergessen sind die beiden Damenpaare, die ja ebenfalls eine akzeptable Vorstellung ablieferten, obwohl zum Teil ja eigenlich noch Schülerklasse)und noch lange nicht am „Ende der Fahnenstange“.Ich glaube Schwerin hat diesmal fast alles richtig gemacht- schade nur, das es eventuell dafür keine Anerkennung in Bezug auf internationale Starts geben wird. Wir werden sehen wie sie ihre Form in das nächste Jahr hinüber bringen oder sich evtl. bei den Junioren einordnen. Vielleicht gibt es ja auch eine Möglichkeit für Meck-Pom eine Manschaft zu den DMM im Herbst aufzustellen, Wäre mal wieder an der Zeit und eine schöne Geste. Also das Potential ist jedenfalls da…und ich werde sie weiter beobachten“…

  3. Maria sagt:

    Schwerin war stark – keine Frage, aber warum immer auf die Trio`s bezogen ? Denn betrachtet man die gesamte DM war Riesa ebenso stark oder sogar stärker, denn sie holten insgesamt 4 Deutsche Meistertitel oder habe ich mich verzählt? Dazu kommen noch genügend 2. und 3. Plätze.
    Schade für das Dresdner Trio – vielleicht müsste man die Kampfrichter für die Schwierigkeit extra „bezahlen“, denn die haben meiner Meinung nach den anstrengensten Job – schon vorher zu Hause (eigentlich). Dann würden diese ihre Arbeit evtl. auch gründlicher im Vorfeld machen, so wie es die Regel vorschreibt.
    Insgesamt ein großes Dankeschön an Friedberg – so viele Starter und doch ein nicht ganz so stressiges Wochenende …

  4. Kathrin Sochor sagt:

    [quote name=“Martin“]“WM-Jury übersah glasklaren Fehler…“
    Aber eben nicht nur die, auch unsere Jury in Deutschland. Von der DM 2011 bis jetzt haben die drei bestimmt einige Wettkämpfe absolviert, keinem Hauptkampfrichter und keinem Jurymitlied ja noch nicht mal den Trainern ist es im laufe der Zeit aufgefallen. Soviel zum Thema Regelwerk.
    Die Sportler haben super geturnt ohne jeden Zweifel und wurden am Ende bestraft für etwas was sie selber nicht wissen konnten. Auch hier kann ich den Trainern kaum einen Vorwurf machen, das Regelwerk der Sportakrobatik ist zu kompliziert. Im Turnen wurde es 2006 radikal vereinfacht weil es genau so unverständlich war wie das was wir Sportakrobaten haben. Nur wir Sportakrobaten haben es im laufe der Jahre immer komplizierter gemacht. :-([/quote]
    Jetzt habe ich auch noch den falschen Daumen geklickt!!! Sorry, denn die Aussage von Martin finde ich korrekt. Ich habe Jahrelang Synchronschwimmen trainiert, auch eine Sportart, welche zwar olympisch ist, aber für viele uninteressant und nichts sagend. Trotzdem war die Wertung immer neutral und es wurde offen gewertet. D.h., die Wettkampfrichter haben nach einer Kür ihre Wertung per Karte angezeigt. Finde ich eine wesentlich bessere Sache, zumal dann vielleicht auch eine Jury die ganze Zeit bei der Sache sein muß! Sicherlich sind ein zweitägiger Wettkampf keine leichte Kost; doch wo will man die Grenze setzen, wer zu DM starten darf und wer nicht. Welcher Sportverein mit wie viel Sportlern? Ein Ding der Unmöglichkeit bei der Menge an guten und sehr guten Sportlern.
    Und es sollte eine Sportart sein, welche für jeden(auch Aussenstehende) Verständlich ist. Weil schön anzusehen sicher auch für nicht involvierte. Man sieht ja zu EM und WM die Zuschauerzahlen, einfach schade.
    Nur bis zu den olympischen Spielen ist es ein weiter Weg.

  5. Martin sagt:

    Turnen ist nicht olympisch weil es interessanter und schöner ist sondern weil die Funktionäre dort wenigstens halbwegs versuchen mit der Zeit zu gehen und die Sportart somit interessanter und verständlicher auch für Laien machen.

  6. Martin sagt:

    „WM-Jury übersah glasklaren Fehler…“
    Aber eben nicht nur die, auch unsere Jury in Deutschland. Von der DM 2011 bis jetzt haben die drei bestimmt einige Wettkämpfe absolviert, keinem Hauptkampfrichter und keinem Jurymitlied ja noch nicht mal den Trainern ist es im laufe der Zeit aufgefallen. Soviel zum Thema Regelwerk.
    Die Sportler haben super geturnt ohne jeden Zweifel und wurden am Ende bestraft für etwas was sie selber nicht wissen konnten. Auch hier kann ich den Trainern kaum einen Vorwurf machen, das Regelwerk der Sportakrobatik ist zu kompliziert. Im Turnen wurde es 2006 radikal vereinfacht weil es genau so unverständlich war wie das was wir Sportakrobaten haben. Nur wir Sportakrobaten haben es im laufe der Jahre immer komplizierter gemacht. 🙁

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