DM in Ebersbach (2): Resümee
Zum Einstieg in ein über weite Strecken desillusionierendes Resümee der Deutschen Meisterschaft kommt diese hervorragende Nachricht aus Hoyerswerda gerade recht: „Wir machen auf jeden Fall bis zur Europameisterschaft 2013 weiter“, versprachen Alex Dik und Justice Niesar nach dem Wettkampf. Sie waren der Lichtblick in der Seniorenklasse.
Sieht man vom eigentlich noch Junioren-Mixed-Paar Alex Dik und Justice Niesar aus Hoyerswerda ab, die lediglich bei den Senioren antraten, „weil sie es können“, „weil sie die ‚Großen‘ ein wenig ärgern wollten“ und „weil drei Deutsche Meistertitel in der Seniorenklasse einfach geil sind“ (gesammelte O-Töne aus Hoyerswerda), war in der eigentlich höchsten Leistungsklasse – um wieder den Fußball-Vergleich zu bemühen – nur ganz wenig erste und zweite Bundesliga am Start, stattdessen aber sehr viel Kreisklasse. Die Leistungskurve zeigt im Seniorenbereich steil nach unten, das wurde nach dem mehr oder weniger gesammelten Rücktritt der bisherigen Nationalmannschaft schrecklich deutlich.
Wertungen, mit denen man auf internationaler Ebene bestehen könnte, hat keine einzige Formation erreicht. Ein paar wenige schaffen das vielleicht noch nicht, bei den allermeisten kann man damit aber auch auf absehbare Zeit nicht rechnen. Bis auf zwei Einheiten – Nikolai Rein und Kornelia Laichinger (Ebersbach) sowie Katharina Wegner, Diana Bothe und Sarah Dassow (Leipzig) – blieben sogar alle immer unter 26 Punkten. Da kann der DSAB im nächsten Jahr viel Geld sparen, indem er komplett auf den Start bei der Senioren-EM verzichtet. Hoffentlich investiert er dieses Geld in Kaderlehrgänge für die aussichtsreiche Jugend und Junioren…
Die Fair-Play-Wertung der diesjährigen Deutschen Meisterschaft gewinnt übrigens Marcel Becker (Baunatal), der allen, die auch schon mal in der Nationalmannschaft waren und den „Wir-waren-schon-auf-einem-internationalen-Turnier“-Formationen zeigte, wie einfach es ist, den Bundesadler auf dem Anzug abzukleben. „Eine Selbstverständlichkeit“ nennt er selbst das. Übrigens sieht es gar nicht so schlecht aus, dass er mit seiner neuen Partnerin Christine Stapel den Adler auch nochmal ganz offiziell wird tragen dürfen.
Mehr Starter, weniger Konkurrenz
Beim Wettkampf in Ebersbach wurde zum ersten Mal auf nationaler Ebene die Aufteilung in Junioren 1 und Junioren 2 praktiziert. Was hat diese Maßnahme kurzfristig bewirkt? 17,3 Prozent mehr Starter bei der Premiere. Insgesamt 58 Formationen plus 16 Einzelkämpfer in der Disziplin Podest stehen 50 plus zwölf Startern im Vorjahr gegenüber. Das machte die Deutsche Meisterschaft im Vergleich erstens noch langwieriger und damit noch unattraktiver.
Das Mehr von 17,3 Prozent bei den Startern steht zweitens in keinem Verhältnis zu den 50 Prozent mehr Meistertiteln, die vergeben werden. Das führt ganz logisch in den einzelnen Kategorien zu deutlich weniger Konkurrenz. Betroffen sind natürlich vor allem die Klassiker: Bei den Herrenpaaren und beim Herren Podest war in allen Altersklassen genau jeweils ein Paar bzw. Turner am Start, von den ebenfalls drei Herrengruppen traten immerhin zwei in derselben Altersklasse an.
Aber auch das Damenpaar Diana Dierich und Yasmin Sroka (Riesa) hätte sich in der Altersklasse Junioren 2 über Konkurrenz sicherlich gefreut. Paulina Haas und Nisha Virmani hatten ihren Start angeblich verletzungsbedingt kurzfristig abgesagt, wobei nicht abschließend geklärt werden konnte, wer von den beiden denn die Verletzte war.
Manche nutzen die neue Vielfalt an Altersklassen für munteres Taktieren: Die beiden erstplatzierten Damenpaare bei den Senioren vom KTV Lingen / TV Jahn Rheine hätten vom Alter her sogar noch in Junioren 1 starten dürfen. Sie wären mit Schwierigkeiten zwischen 48 und 75 Value bei den Junioren 1 auch deutlich besser aufgehoben gewesen. Den Titel bzw. die Vize-Meisterschaft hätten sie dort allerdings nicht gewonnen.
Vier echte Entscheidungen
So beschränkten sich bei der diesjährigen Deutschen Meisterschaft der Junioren und Senioren die echten Entscheidungen um die Treppchenplätze auf maximal vier Kategorien: Bei den Junioren 2 hätte keiner geglaubt – vor allem nach ihrer sensationellen neuen Tempo-Übung nicht -, dass es für Hannah Schmid, Tamara Kämpfert und Valery Maslo (Ebersbach) nochmal eng werden würde. Aber genau das wurde es, nach einem Patzer in Kombi trennten im Mehrkampf die Trios auf dem Siegerpodest nicht einmal neun Zehntel. Auf Platz zwei Theresa Heinz, Daniela Mehlhaff und Nikola Schuhmacher (Kassel), dahinter Leonie Bergner, Julia Schilling und Paulina Klement (Albershausen). Das hochklassige Duell zwischen Oliver Edelmann mit Eva Breisch (Nieder-Liebersbach) und Sascha Dengler mit Nadja Lukanowski (Pfungstadt) war nach einem Patzer der Pfungstädter leider schon nach dem ersten (Tempo-)Durchgang entschieden.
Zwei Trios nach drei Übungen punktgleich auf dem dritten Platz ist ein eindeutiges Indiz, dass es bei den Damengruppen in der Altersklasse Junioren 1 heiß herging: Dank einer reichlich misslungenen Balance-Übung der Dresdnerinnen Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor, die sich letztendlich aber dann doch noch auf Rang drei vorkämpften, setzten sich hochverdient – ebenfalls nach einer Aufholjagd – Michelle Mausolf, Antonia Ristedt und Gofrahn Solh (Schwerin) gegen Marina Gräßle, Celine Hercigonia und Selina Brunckhorst (Hofherrnweiler) und eben auch auf dem dritten Rang Melanie Fritz, Michelle Freudenau und Luise Fischer (Leipzig) durch.
Ganz im Gegensatz dazu sah es bei den Damenpaaren lange Zeit nach einer ganz klaren Sache aus, dass hinter Sarah Haslinger mit Lara Kielkopf (Ebersbach) und Felicitas Müller-Haberstock mit Tamara Kruse (Mainz) sich Ricarda Kreuels und Francesca Meola (Grafenau) dreimal Bronze würden sichern können. Doch eine verkorkste Kombi-Übung warf sie im letzten Moment dann doch noch auf den sechsten Platz zurück und machte den Weg frei für Julia Neumann und Noèl Bohmann (Schwerin).
Category: Deutsche Meisterschaften
Das war eine DM????
Eine undekorierte Halle, keinerlei Abtrennungen der Wettkampffläche, kein Blumenschmuck, nichts. Wir kamen uns vor wie bei einem Dorfwettkampf um den goldenen Wimpel von Kleinkleckersdorf.
Die sanitären Einrichtungen der Halle waren mehr als eine Zumutung.
Hiermit will ich weder den sportlichen Aspekt noch die Organisation der Meisterschaft in irgend einer Art diskreditieren. Diese Halle geht mal gar nicht – und schon gar nicht für eine Veranstaltung in dieser Größenordnung. Eine DM verdient einen zumindest etwas festlichen Rahmen – sie soll doch etwas besonderes sein.
[quote name=“Maddy“]Gibt es videos von justice und alex? 🙂 wenn ja wo? :D[/quote]
Unter folgendem Link sind auch die Videos von Alex und Justice von den DM zu finden: http://www.youtube.com/channel/UCDUlmZpT1BlVuV1BIa6Tgmg/videos?view=0 LG
Gibt es videos von justice und alex? 🙂 wenn ja wo? 😀
wird es eigentlich noch fotos geben?
Hallo Antoaneta, hier ist die Ausschreibung zur Deutschen Bestenermittlung Nachwuchsklasse: http://www.akrobastisch.de/images/pdf/2012/ausschreibung-bestenermittlung-nkl.pdf
Zum anderen Thema: Orlin und Nisha haben mir in Ebersbach einfach völlig gegenteilige Erklärungen für den Nicht-Start geliefert. Das hat mich zu dem entsprechenden Satz verleitet, der aber durchaus mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist. Schön, dass beide wieder fit sind! Viele Grüße, Sebastian
Hallo Sebastian;
Ich habe mit dir gesprochen und gebeten, nach deine nicht ganz korrekte Kommentaren zu WM 2012, (weil du vielleicht nicht viel über unsere Regeln weißt), erst zu fragen, dann schreiben, und du das für Richtig gefunden hast, kommt jetzt schon wieder ähnliches Kommentar bezüglich Paulina Haas/Nisha Virmani. Wenn du mit mir gesprochen hattest, vielleicht deine Bericht konnte noch interessante und kritischer werden. Aber vielleicht lässt deine, immer bis jetzt kritische aber korrekte Art zu berichten, nach!?
Ob die Sportler mitmachen ist Trainerentscheidung. Warum die nicht mitmachen, sollten sich vielleicht manche anderen mehr interessieren, weil die immer noch in DSAB-Kader sind. Und genau das ist viel mehr interessant und ich finde keine Erklärung! Keine hat mit mir (Trainer) geredet, keine hat gefragt, keine hat sie sich interessiert !!!! Das muß mit dem Trainer besprochen werden, nicht mit dem Sportler! Über das solltest du vielleicht schreiben!
Du, hast auch nicht mit mir gesprochen, sonst hättest du wissen und korrekt berichten, das die beide kleine Verletzungen hatten, die deren Vorbereitung verlangsamt haben und ich für richtig fang dass bei diese Wettkampf beide pausieren müssen, aber die geht’s wieder gut und unsere Training läuft normal auf Vorbereitung auf 2013.
Trotz alles, ist deine Homepageseite mehr aktuell als DSAB Homepage und vielleicht kannst du uns jetzt sagen wann Meldeschluss für die Übungen zu Deutsche Bestenermittlung
Turnier ist und an wem sollen die geschickt werden, weil auf DSAB Homepage keine Ausschreibung zu finden ist, und dort ich nicht nachfragen kann (habe ich keine Möglichkeit gefunden).
o-ton eines unbeteiligten zuschauers bei den senioren damen paaren:
da blamier ich mich 2:30 und werde deutscher meister.
so sollte es nicht sein
Deutliche Worte zum Leistungsniveau bei der DM kommen auch (im zweiten Teil des Textes) von den Freunden der Sportakrobatik aus Dresden: http://freunde-der-sportakrobatik.de/index.php/aktuell/116-deutsche-meisterschaften-der-junioren-senioren-am-27-28-oktober-2012
[quote name=“Kreisklasse“]Auch ein Sebastian Schipfel könnte vom Alter her selbst noch auf der Matte stehen. Warum tut er es seit Jahren nicht mehr?[/quote]
Weil der Federboden womöglich irreparablen Schaden nehmen könnte… 😉
Wer sich alles nochmals durchliest merkt, dass ihr „streitet“, obwohl ihr gleicher Meinung seid.
–> Eine dt. Meisterschaft sollte eine „elitäre“ Veranstaltung sein, zu der nicht jeder darf.
Ich gebe noch zu bedenken: Was sagen neutrale Zuschauer ohne Affinität zu diesem Sport? Sie gehen auf eine Deutsche Meisterschaft und sehen zum Teil Formationen, bei denen ihnen Angst und Bange wird, dass diese sich nicht verletzen.
(= keine gute Außenwirkung für unsere Sportart)
[quote name=“Lisa“]Aber wieso muss dann Hinz und Kunz zu einer Deutschen fahren und dann auch noch mit Absicht Senioren starten, obwohl man da weder vom Leistungsstand noch vom Alter her hingehört?? Dann doch lieber im richtigen Moment aus dem Wettkampfgeschehen aussteigen und wie Sebastian auf anderem Wege unsere Sportart voranbringen!![/quote]
Da stimm ich dir zu. Ich finde es ja auch klasse, dass es jemanden wie Sebastian gibt, der so viel Aufwand betreibt um die Sportart zu präsentieren und alle möglichen Infos teilt die damit zu tun haben.
Ich wollte damit auch nicht Sebastian selbst nahe treten, aber es fällt einfach sehr vielen Vereinen schwer, nach der Jugend und Junioren Klasse noch Sportler in der Seniorenklasse zu halten und es wäre doch schade wenn für die wenigen die Leistung bringen (auch wenn nicht auf internationalem Niveau, aber auf ansehbarem nationalem Niveau), mit in das Licht derer gezogen werden, die solche Leistungen bringen wie das ein oder andere Seniorenpaar am Wochenende, bei denen man Angst haben musste, dass sie sich verletzen und einfach nicht das Ziel des Leistungssports ausgestrahlt haben.
[quote name=“Kreisklasse“]Ich stimme dem Artikel in vielen Punkten zu und auch ich halte eine Mindestpunktzahl auch wenn man Gegner hat für sinnvoll…[/quote]
Irgendwie etwas widersprüchlich… Es wurde auf dieser Seite schon häufig diskutiert, dass die Senioren es nicht leicht haben. Aber deswegen auf Qualität verzichten? Janina, Sascha und viele andere Stars der Deutschen Sportakrobatik haben/hatten die gleichen Probleme wie andere Senioren auch und haben trotzdem mit Qualität überzeugt. Und nur weil Sebastian in seinem Alter noch turnen könnte, muss er es doch noch lange nicht tun! Genau das ist der Punkt: jeder kann so lange trainieren wie er möchte und die Leistungen von jedem Sportler werden akzeptiert. Aber wieso muss dann Hinz und Kunz zu einer Deutschen fahren und dann auch noch mit Absicht Senioren starten, obwohl man da weder vom Leistungsstand noch vom Alter her hingehört?? Dann doch lieber im richtigen Moment aus dem Wettkampfgeschehen aussteigen und wie Sebastian auf anderem Wege unsere Sportart voranbringen!!
Nur davon, die Besten der Besten zu berücksichtigen, kann keine Rede sein. Allerdings wurde einfach zurecht angemahnt, dass es an der unteren Leistungsgrenze einfach Einheiten gab, die – man möge es mir vergeben – auf einer dt. Meisterschaft nichts verloren haben.
Leidenschaft hin – Leidenschaft her.
Ich stimme dem Artikel in vielen Punkten zu und auch ich halte eine Mindestpunktzahl auch wenn man Gegner hat für sinnvoll.
Den Vergleich der Sportakrobatik mit Fussball stelle ich doch in Frage. Man muss sehen, dass im Vergleich zu Fussballern der Champions League ein Großteil der Sportler vom Wochenende das ganze trotzdem aus Leidenschaft und Freude an der Sportakrobatik neben ihren Alltagsaufgaben wie Schule, Studium oder sogar Beruf machen und keine Profifussballer sind die Millionen an Euros kassieren. Da man mit unserer Sportart nur sehr schwer später leben kann und berufliche Zukunft hat, versuchen die meisten den Sport nebenher und unter besser oder schlechteren Trainingsbedingungen zu meistern.
Warum gibt es denn so wenige Senioren??? Weil die meisten es gar nicht schaffen, 3 Übungen auf einem hohen Niveau zu turnen und dann lieber gleich nach dem Jugend oder Junioren Bereich die aktive Laufbahn beenden. Auch ein Sebastian Schipfel könnte vom Alter her selbst noch auf der Matte stehen. Warum tut er es seit Jahren nicht mehr?
Kritik ist immer schnell verfasst. Würde man aber nur noch die Besten, der Besten an einem solchen Turnier starten lassen, dann wäre das Starterfeld sehr sehr übersichtlich. Es gab am Wochenende einige Sportler die zwischen 21 und 25 Value schwanken…sollte man diese alle streichen???
Stattdessen könnten wir einfach stolz darauf sein, dass es auch in Deutschland Sportler wie z.B. die aus dem Dresdner Sportclub schaffen solche Spitzenleistungen zu zeige und die Leistungen der Anderen trotzdem auch respektieren.
Eine Übung mit einer Valuezahl von unter 50V hat jedoch auf einer DM in meinen Augen wirklich nichts verloren. Noch dazu wenn diese in Junioren 1 noch hätten starten können und die Trainer nur einen Titel zum Leid ihrer eigenen Sportler mit nach Hause nehmen wollen…
Insgesamt war es in meinen Augen im Großen und Ganzen ein sehr gelungener Wettkampf!
Vielen Dank an Ebersbach für die tolle Ausrichtung und Glückwunsch an alle Deutschen Meister!