Nur nicht vom Weg abbringen lassen!

| 23. Januar 2013 | 3 Comments

Petra Wachter, Trainerin von Sarah Haslinger und Lara Kielkopf

Sarah Haslinger und Lara Kielkopf sind „Formation des Jahres 2012“. Hervorgebracht wurde das Spitzenduo von Petra Wachter, der Chefin der Ebersbacher Sportakrobaten. Was zeichnet das Paar aus Sicht der eigenen Trainerin aus? Wie hat sie beim TV Ebersbach in weniger als sechs Jahren eine Kaderschmiede erschaffen? Und: Was würde sie sich für die Zukunft wünschen? Ein Interview.

Schipfel: Zunächst herzlichen Glückwunsch auch Dir, Petra, als Trainerin der Formation des Jahres 2012. Was sind aus Deiner Sicht als Trainerin Sarahs und Laras größte Stärken?
Wachter: „Die beiden sind in sich sehr aufgeräumt, super organisiert und durchstrukturiert. Und sie fahren eine klare Linie: Sie arbeiten strikt nach dem Trainingsplan, wechseln zum Beispiel erst dann zum nächsten Element, wenn auch wirklich die geforderte Anzahl von Wiederholungen vollbracht ist. Ausgemacht ist ausgemacht – das ist ihr Motto, egal in welcher Lebenslage.“

Schipfel: Wo siehst du noch Verbesserungspotenzial? Woran arbeitet Ihr derzeit besonders?
Wachter: „Verbesserungsbedarf besteht nur in Bezug auf die Trainingsmöglichkeiten, außer genügend Hallenzeit fehlt eigentlich gar nichts. Zurzeit arbeiten wir intensiv an Tempo: Wir wollen den Doppelsalto bis zum Klokan Cup in Prag hinbekommen und wir möchten ein paar schicke Kombinationen miteinander verbinden. Zudem gibt es eine kleine Änderung in der Balance-Übung.“

Schipfel: Was ist Dein Erfolgsrezept als Trainerin und für den TV Ebersbach?
Wachter: „Klare und erreichbare Ziele definieren und sich nicht vom Weg abbringen lassen. Das zählt für mich persönlich und auch für die Sportakrobatikabteilung im TV Ebersbach.“

Schipfel: Auf welchen Turnieren werden sich Deine Formationen auf die Europameisterschaft 2013 vorbereiten?
Wachter: „Zum Auftakt geht es wie jedes Jahr nach Prag. Meine drei Spitzenformationen haben es in diesem Jahr doppelt schwer, in jeder Einheit steht ein Sportler vor der Abschlussprüfung: Hannah Schmid und Kornelia Laichinger schreiben Abitur, Sarah macht Mittlere Reife. Also ist im März und April nicht viel drin. Beim Flandern Cup in Puurs können wir leider auf keinen Fall starten, der liegt wirklich genau in der Vorbereitungsphase. Ob eine Teilnahme beim Chmielewski Tournament in Swidnica möglich ist, muss ich den Prüflingen selbst überlassen.“

Schipfel: Hast Du bei drei Spitzenformationen noch genügend Zeit für den Nachwuchs?
Wachter: „Ich habe mein Training so aufgebaut, dass meine Spitzenformationen auch selbständig arbeiten können. Ich lege sehr viel Wert auf Grundlagentraining, deshalb arbeite ich sehr viel mit dem Nachwuchs. Meine erfahrenen Sportler sind mir dabei eine große Hilfe: Sie kontrollieren den und helfen dem Nachwuchs. Deshalb trainieren wir auch einige Stunden mit allen zusammen. Ich kombiniere Spitzensportler mit dem Nachwuchs und denke, dass mich diese Art zu trainieren weiterbringt und ich den Nachahmungseffekt nutzen kann: Meine Nachwuchssportler werden von meinen Spitzensportlern zur Höchstleistung erzogen. Dieses große Pensum kann ich nur mit meinen Spitzensportlern bewältigen. Sie sind so wichtig wie ich.“

Schipfel: Es kommen also auch wieder vielversprechende Formationen nach?
Wachter: „Momentan habe ich drei aussichtsreiche Formationen in Bereich Schüler und Jugend. Es sind noch junge Sportler, aber das kann – glaube ich – etwas werden, wenn sie dabei bleiben und eine klare Linie fahren können. Mein Wille ist stark, ich möchte diese Nachwuchssportler zur Höchstleistung bringen. Aber ich kann das nicht alleine, sie müssen es auch wollen.“

Schipfel: Wie fällt nach knapp sechs Jahren Deine Bilanz aus zum Weggang aus Albershausen?
Wachter: „In einem Zeitungsartikel wurde vom TSGV Albershausen geschrieben: Ein Weggang ist ein Neuanfang. Es hat sehr weh getan, aber für mich war es wirklich ein Neuanfang, den ich nicht bereue. Ich habe im TV Ebersbach ein gutes Dach für meine Akrobaten und mich gefunden. Ich darf auch mit neuen Ideen kommen und diese werden auch besprochen, zum Beispiel aktuell die Idee einer Sportakademie in Ebersbach. Jetzt bin ich schon im sechsten Jahr in Ebersbach und hatte in jedem Jahr eine oder mehrere Formationen bei internationalen Meisterschaften am Start. 50 Deutsche Meistertitel haben sich auch schon angesammelt. Im Jahr 2012 kam die komplette württembergische Mannschaft zur DMM Junioren und Senioren aus Ebersbach. Ich finde, das kann sich sehen lassen. Auch wenn der TSGV Albershausen der Meinung ist, dass ich als Trainerin und Mensch nicht tragbar sei, werde ich meiner Sportart und meinen Sportlern treu bleiben. Ich habe versprochen, erst in Rente zu gehen, wenn mein Mann auch in Rente geht.“

Schipfel: Zum Abschluss: Wenn du drei Wünsche frei hättest, welche wären das?
Wachter: „Privat: Zufriedenheit. Im Sport: Ein Schulsystem, das es den Sportlern ermöglicht, ihrem Hobby nachzugehen. Eine eigene Halle, in der ich mehr individuelles Training anbieten könnte, in der ich mich nach Herzenslust austoben könnte und in der ich meinen Ideen für die deutsche Sportakrobatik freien Lauf lassen könnte – die Sportler dazu hätte ich ja. Dafür bräuchte es natürlich als dritten Wunsch mehr finanzielle Unterstützung, denn ohne Moos ist nun mal nichts los.“
Schipfel: Vielen Dank für das Gespräch!

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Category: Formation des Jahres, Personalien und Verbandsangelegenheiten

Comments (3)

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  1. Ich sagt:

    Deutschlands erfolgreichste Trainerin! Lara und Sarah sind nicht das erste erfolgreiche Damen Paar das unter der Leitung von Petra erfolgreich war. Meiner Meinung nach lösen Sarah und Lara auf bestem Wege Janina und Sophia ab auch wenn diese nicht mehr bei Petra trainierten, dennoch legte Petra den Grundstein der Beiden.
    Ich wünsche Petra sowie den beiden Sportlern alles gute und noch viele gemeinsame Jahre. Weiterso!!!!

  2. Irene Armentsoudis sagt:

    Liebe Petra,

    dir und all deinen Sportlern gratulieren wir ganz herzlich zu diesem und künftigen großen Erfolgen.
    Du hast vollkommen Recht, manchmal ist es besser, sich von altem zu lösen und neues zu beginnen. Das hast du nun bewiesen, auch wenn du sicher sehr verletzt warst. Glaub mir, du bist nicht die einzige Trainerin, die das erleben musste und dennoch nicht aufgegeben hat. Nun kannst du mit Stolz nach vorn schauen und hast die Bewunderung von vielen Befürwortern einer längst notwendigen Modernisierung antiker Strukturvorstellungen in unserem Sport auf deiner Seite.
    Liebe Grüße an euch alle.

  3. Antoaneta Kiselichka sagt:

    Herzlichen Glückwunsch!
    Ich wünsche dir und deine Sportler viel Erfolg, Gesundheit und Glück im Jahr 2013!
    Liebe Grüße an euch alle!

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