Baku-Zwischenbilanz
Die Deutschen können mit ihrer Leistung hier in Baku bisher überwiegend zufrieden sein. Das Fazit des Bundestrainers zur gestrigen Qualifikation bei den Europaspielen: „Mit dem Trio bin ich sehr zufrieden. Beide Übungen hätten nicht besser laufen können, alles hat geklappt. Fürs Mixed Paar ist es nach der tollen Tempo-Übung sehr schade. Im Training hat Balance zehn von zehn Mal funktioniert“, sagt Igor Blintsov. Übrigens ging das Absitzen mit Knoten-Mexicanga auch wieder im heutigen Training.
So lief die Qualifikation in Baku: Nikolai Rein und Sophie Brühmann konnten in Balance leider nicht an ihre überzeugende Tempo-Vorstellung anknüpfen. Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor bekamen nicht die verdienten Platzierungen: In Balance hätten sie drei und in Tempo einen Platz weiter vorn landen müssen.
Entsprechend waren und sind beide Formationen nicht sonderlich happy, zwischendurch flossen auch Tränen. Aus Enttäuschung und aus Frust. Natürlich haben sich die Sportlerinnen und Sportler, ja sogar die ganze deutsche Sportakrobatik mehr als letzte und vorletzte Plätze erträumt. Aber schon allein dabei zu sein hier bei den Europaspielen in Baku, ist ein großer Erfolg für Deutschland. Zur Erinnerung: Es ist noch nicht einmal zwei Jahre her, dass die deutsche Sportakrobatik einen Offenbarungseid leisten musste und zur EM 2013 in Lissabon keine einzige deutsche Formation bei den Senioren an den Start schicken konnte.
Die Finals, das heißt ein Platz unter den Top sechs, sind derzeit Utopie: Belgien, Russland, England, die Ukraine, Portugal, das weißrussische und das israelische Trio sowie das bulgarische Mixed Paar sind unter normalen Umständen nicht zu schlagen. Zwischen einem und viereinhalb Punkten trennen sie von uns.
Auch wenn es wie ein Widerspruch klingt: Noch fehlt den Deutschen Schwierigkeit und Leichtigkeit. Außerdem eine große Portion Selbstbewusstsein, aber dafür braucht es vielleicht erst einmal noch mehr Stabilität. Und last but not least eine bessere Lobby am Kampfrichter- und Jurytisch. Jeder Abzug für Deutschland hier geht voll und ganz in Ordnung. Es ist aber sehr frustrierend, wenn andere Nationen für deutlich größere Zeitfehler den gleichen oder gar keinen Abzug bekommen. Oder wenn ein hochgeklappter Rock nur bei uns abgezogen wird.
Es wird die Aufgabe der nächsten Sportlergenerationen sein, sich Zehntel für Zehntel an die Spitze heranzukämpfen. Ein Duell auf Augenhöhe gibt’s für Deutschland aktuell nur gegen Polen und Frankreich. Und wenn die Großen patzen. Aserbaidschan muss man bei diesem Wettkampf wohl ausklammern. Ein Teil der neun Milliarden, die Baku für die Spiele ausgegeben hat, scheint für den Finaleinzug gewesen zu sein.
Morgen heißt es, mit einer schönen Kombi-Übung die Platzierung zu sichern oder vielleicht sogar noch einen Platz nach oben zu klettern. Katharina, Laura und Flora müssen um 10.54 (deutsche Zeit 7.54) Uhr ran, Nikolai und Sophie ziehen dann um 13.04 (deutsche Zeit 10.04) Uhr nach. Akrobastisch.de drückt die Daumen für einen guten Abschluss des Abenteuers Europaspiele.
Category: Europaspiele 2015 in Baku