Kurzes Fazit nach einem langen Tag

Marie-Christine Mühlbauer, Caroline Frick und Emma Wichter

Eigentlich war der Vorhang schon gefallen und die Deutsche Meisterschaft der Schüler schien zu Ende – dann aber folgte doch noch ein mittlerer Skandal, als DSAB-Vizepräsident Bernd Hegele erneut ans Mikrofon trat: Er musste die Ergebnisse bei den Herrengruppen revidieren.

Natürlich sollten nach einer Meisterschaft so rasch wie möglich die Gewinner geehrt werden, nach einem fast zehnstündigen Wettkampftag allemal. Dass just die allerletzte Wertung so viel Diskussionspotenzial barg, ist Murphy’s Law. Aber: Ehe endgültig über den Protest der Dresdner entschieden worden war, hätte die Siegerehrung niemals stattfinden dürfen! Wie müssen sich die Möbisburger Jungs Marc Koch, Hannes Giske, Janik Wieduwilt und Kilian Will gefühlt haben? Keine fünf Minuten, nachdem sie ihre Medaillen umgehängt und ihren Pokal überreicht bekommen hatten, mussten sie sie wieder abgeben.

Statt einem verdienten Sieger gab es bei diesem Balance-Wettkampf der Herrengruppen gestern zwei Verlierer. Auch wenn das jetzt natürlich keine große Rolle mehr spielt, darf gerne diskutiert werden: Die Balance-Übung der Dresdner Jakob Geißler, Florian Vitera, Erik Leppuhner und Nicolas Dietel enthält zwei individuelle Sprungreihen der ersten Kategorie. Eine davon turnt einer der Jungs statt in Pose in den Stand. Was ist die Konsequenz?

Nun aber in medias res, denn mit nur zwei Formationen am Start standen die Herrengruppen eigentlich wie immer nicht im Fokus. Turbulent ging es bei den Damengruppen zu: Tabea Langenmayr, Julia Fuchs und Daniela Caleta schafften es doch tatsächlich, in Tempo den ersten Deutschen Meistertitel für den TSV Friedberg zu holen, und anschließend in Balance nach einem folgenschweren Patzer ganz am Ende der 19 Trios zu landen. Insgesamt beste Damengruppe des Tages waren Marie-Christine Mühlbauer, Caroline Frick und Emma Wichter aus Mainz, die nach Bronze in Tempo nicht nur den Titel in Balance mit nach Hause nehmen konnten, sondern auch gleich noch den Pokal für die Tageshöchstwertung.

Apropos Pokal: Warum waren die Trophäen für den zweiten Durchgang eigentlich fast doppelt so groß wie die für Durchgang eins???

Lea Poos und Patricia EichhornAber zurück zum Wettkampf: Nicht minder spannend als bei den Trios ging es bei den 16 Damenpaaren zu: Die Titel holten sich in Balance Lea Poos und Patricia Eichhorn (Pfungstadt) und in Tempo Camille Herrmann und Hanna Runge (Schwerin). Bei den Mixed Paaren räumten Alexander Dechtyarenko und Simona Lobes aus Düsseldorf beide Titel ab, leider waren auch hier nur zwei Formationen angetreten. Die Wettbewerbe auf dem Podest dominierten die Gastgeber aus Württemberg mit einem Dreifachsieg durch Celine Caro-Bauder (Hofherrnweiler), Lena Passek (Uhingen) und Marina Gräßle (Hofherrnweiler) bei den Damen und dem Titelgewinn von Emanuel Lang (Albershausen) bei den Herren.

Aalen ist ja vor allem wegen des dortigen Landesleistungszentrums für Sportakrobaten immer eine Reise wert, den Wettkämpfen im Ostalbkreis fehlt allerdings das gewisse Etwas. Keine Frage: Das Organisationsteam erledigt routiniert und professionell seine Pflicht – die Kür bleibt aber leider aus: Das fängt bei der Dekoration der Halle an und hört bei der Vermarktung der Veranstaltung auf. Waren eigentlich überhaupt mehr als ein Dutzend echte Zuschauer in der Greuthalle? Aalen, eine der Hochburgen der deutschen Sportakrobatik, bleibt da sicherlich weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Und weil so manche Musik bei der heutigen Deutschen Meisterschaft der Schüler vorzeitig abbrach, endet auch dieser Bericht mitten im Satz.

 

Turnanzug und Gymnastikanzug Sulvinja

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Category: Deutsche Meisterschaften

Comments (15)

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  1. Anne sagt:

    Nein, so ganz stimmt das nicht. Wenn du einen gestreckten Salto zeichnest, und einen gebückten turnst wird dir nicht automatisch ein Punkt abgezogen.Der Salto wird dir zwar aus der Schwierigkeit gestrichen, aber wenn du durch ein anderes Element die spez. Anforderungen erfüllst, gibt es keinen Punkt Abzug, sondern eben nur die Schwierigkeit.
    So also auch, wenn du zwei Elemente in die Pose turnst, aber nur eins brauchst, ist es auch nicht so schlimm, wenn eins in die Pose schief geht, es wird dann halt nur gestrichen (+ eventuellen Abzug in Technik).

  2. Nina sagt:

    Also in Balance sind nur Sprünge in Posen erlaubt. War dann der Punkt nicht zurecht abgezogen worden? Die Grundanforderung, also min. einen Sprung in Pose, war durch ein anderes Element erfüllt. Aber wenn etwas nicht so geturnt wird, wie es im Übungsblatt drinsteht, müsste es doch trotzdem einen Punkt Abzug geben? Ist doch eigentlich das gleiche, als wenn ein gesteckter Salto eingezeichnet ist und er aber gebückt ausgeführt wird, das gibt doch auch nen Punkt Abzug…

  3. Sebastian Schipfel sagt:

    [quote name=“Oli“]Ich weiß, dass ich mit meinen Fragen etwas spät dran bin. Aber trotzdem: Was eigentlich ist Murphy’s Law? Und was bedeutet es nun, dass „einer der Jungs eine Sprungreihe statt in Pose in den Stand“ geturnt hat?[/quote]

    Murphy’s Law sagt voraus, dass immer die ungünstigste Situation eintritt. Bzw. wie bei wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Murphys_Gesetz irgedndwo steht: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt, ist umgekehrt proportional zu seiner Erwünschtheit.

    In der Balance-Übung darf man Sprünge wie Flickflack oder Salto nicht wie üblich „in den Stand / ins Stehen“ turnen. Man muss sie „in Pose“, also z.B. aufs Knie, in den Spagat, in Liegestütz zeigen (siehe Tables of Difficulty, Seite 171 ff), sonst gibt’s wie im Fall der Dresdner Herrengruppe Ärger bzw. Abzüge.

  4. Oli sagt:

    Ich weiß, dass ich mit meinen Fragen etwas spät dran bin. Aber trotzdem: Was eigentlich ist Murphy’s Law? Und was bedeutet es nun, dass „einer der Jungs eine Sprungreihe statt in Pose in den Stand“ geturnt hat?

  5. Soederberg sagt:

    [quote name=“Tina“]Na, dann bitte mal bewerben! Ich wollte Schwerin schon immer mal sehen.[/quote]
    Muß ja nicht Schwerin sein, es gibt auch andere schöne Orte im Norden…

  6. Akrofan sagt:

    Hat sich Aalen eigentlich aktiv um die Meisterschaft beworben oder sie nur übernommmen, weil sich kein anderer Ausrichter fand?

  7. martin sagt:

    oh ja, Schwerin.
    Da müssen wir zwar überlegen, ob es kürzer ist wenn wir zuerst nach Süden fahren, …, aber: Karola wir kommen (gerne)!

  8. Sandra sagt:

    Zwecks Deko und Kür einfach mal bei Ebersbach bei den Deutschen Meisterschaften reinschauen!!! Liebevoll bis ins kleinste Detail dekoriert und hinter dem Kuchen und Brötchen- Stand nur nette Gesichter!!!!
    LG Sandra

  9. Tina sagt:

    Na, dann bitte mal bewerben! Ich wollte Schwerin schon immer mal sehen.

  10. Soederberg sagt:

    [quote name=“W.H.“]Und ich wünschte mir mal eine Meisterschaft in Mecklenburg-Vorpommern![/quote]

    Einiges zu bieten hätte der Norden: Sommer, Sonne und Meer…, schon mal ein schöner Rahmen!

    …und so schlechte Arbeit wird dort ja auch nicht geleistet!!

  11. W.H. sagt:

    Und ich wünschte mir mal eine Meisterschaft in Mecklenburg-Vorpommern!

  12. Steffen sagt:

    Hier gibts paar mehr oder weniger gute Fotos vom Wettkampftag:

    http://www.sav-schwarzenberg.de/FotosAktuell/index.html

  13. Bine sagt:

    Du hast in deinem Bericht ziemlich genau das in Worte gefasst, was wir als Besucher aus Sachsen bei dieser Veranstaltung gefühlt haben. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und die Organisation als lieblos umschreiben. Das begann mit dem Einmarsch, wo meiner Meinung nach z.B. die Vorstellung der teilnehmenden Bundesländer + Vereine fehlte. Kleinigkeit – wird jetzt mancher sagen, stimmt – aber eine Kleinigkeit die eine Deutsche Meisterschaft ausmacht. Auf den „tischdeckenlosen Kampfrichtertischen“ standen nicht einmal Blumen. Unsere Sportler hatten sich auch wieder auf ein T-Shirt als Souvenier gefreut, alle hatten ihr Geld dabei – Pustekuchen, leider gab es keine (dafür hatte die „Hosenfrau“ wahrscheinlich einen gigantischen Umsatz;-) ). Und so häuften sich die Kleinigkeiten bis hin zu den groben Dingen die Sebastian schon genannt hat.

    Sehr schade!!!

    Trotzdem möchte ich allen Teilnehmern und vor allen Dingen den neuen Deutschen Meistern auf diesem Wege noch einmal gratulieren 🙂

  14. Nina sagt:

    Ja, wirklich ein toller Bericht! Ich sehe es genauso, für die Starter kam kein richtiges Wettkampffeeling auf, da haben einfach wichtige Dinge gefehlt. Schade! Und das mit den Pokalen war auch nicht optimal, somit kam es bei den Sportlern so rüber, als sei der Titel der zweiten Übung mehr wert als der Titel bei der ersten Übung…

    Ein großes Lob an die Kampfrichter und Organisatoren, die für einen reibungslosen Ablauf des wirklich seeehr langen Wettkampftages gesorgt haben!

  15. Tanja sagt:

    Toller Bericht!

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