Der neue DSAB-Präsident Oliver Stegemann im Interview, Teil 2

| 19. Mai 2014 | 0 Comments

Das neue DSAB-Präsidium

Am Samstag wurde Oliver Stegemann bei einer außerordentlichen Delegiertenversammlung des Deutschen Sportakrobatik Bundes in Pfungstadt einstimmig zum neuen DSAB-Präsidenten gewählt. Akrobastisch.de gab er zu seinem Antritt ein ausführliches Interview. Der zweite Teil.

Schipfel: Eine der vielleicht wichtigsten Entscheidungen seit langem steht direkt bevor: Die Verpflichtung eines neuen Bundestrainers…
Stegemann: Das sehen viele Leute in der Sportakrobatik so, und wahrscheinlich ist das auch ein Grund für die von Dir in Teil 1 dieses Interviews angesprochenen Kampfkandidaturen.
Ich sehe das anders: Die wichtigste Entscheidung, die in den nächsten Jahren ansteht, ist die Besetzung des Postens des Vizepräsidenten für Finanzen und Verwaltung. Dieter Mertes hat bei der letzten Delegiertenversammlung angekündigt, dass er aufhören wird. Das ist für den DSAB eine viel wichtigere und weiter reichende Entscheidung als die Besetzung des Bundestrainers. Denn ich habe keine Ahnung, wie wir Dieter Mertes mit seiner Kompetenz, Erfahrung und Routine auch nur ansatzweise adäquat ersetzen können.
Das wird bei den meisten Leuten, die auf Deiner Seite schreiben, überhaupt nicht wahrgenommen, aber für die Zukunft des DSAB ist es tatsächlich von überlebenswichtiger Bedeutung, die riesige Lücke, die Dieter hinterlassen wird, zu schließen. (Ich wage gar nicht daran zu denken, wenn wir auch noch Leute wie Bernd Hegele ersetzen sollen – aber das steht Gott sei Dank noch nicht zur Debatte.)

Oliver Stegemann

Zugegeben! Aber trotzdem zum brennenden Thema der Verpflichtung eines neuen Bundestrainers…
Stegemann: Na klar ist das eine wichtige Entscheidung. Ich wollte nur deutlich machen, dass ich mit einem etwas anderen Blick an die Sache gehe. Vielleicht ist das ja auch ganz gut so, gerade in der problematischen Situation, in der wir uns gerade befinden.
Man muss zum neuen Bundestrainer zunächst sagen: Es wird nicht noch einmal eine so herausragende Persönlichkeit wie Vitcho Kolev geben, der die deutsche Sportakrobatik fast 25 Jahre geprägt hat. Ich sage das nicht, um den Nachfolger oder die Nachfolgerin klein zu machen. Im Gegenteil. Ich möchte deutlich machen, was für riesige Fußstapfen Vitcho hinterlassen wird. Vitcho ist ein Fachmann ersten Ranges und als Trainer und Sportler eine der erfolgreichsten und am meisten geachteten Personen in der Sportakrobatik. Wenn man einmal gesehen hat, wie Vitcho auf den internationalen Turnieren begrüßt und geehrt wird, bekommt man eine Ahnung davon, was der Mann für uns bedeutet. Da wird es jeder Nachfolger schwer haben.
Wir haben eine Kommission gebildet, die zunächst den Ausschreibungstext verfasst hat und nun die Kandidaten sichten wird. Da werde ich mich nur am Rande beteiligen können, weil eigentlich jeder die fachliche Qualität der Bewerber besser beurteilen kann als ich. Trotzdem werde ich mich bei der Suche und Entscheidung einbringen und dann auch gerne hier berichten.

Martin Gerster hat aus Sicht der Sportler und Trainer ja fast ausschließlich hinter den Kulissen gewirkt. Dich hat man bereits als Teammanager bei der EM in Bulgarien und Delegationsleiter bei der WM in Orlando und der EM in Lissabon kennen gelernt. Bleibst Du jetzt als DSAB-Präsident so nah dran am Sportbetrieb und in welche Bereiche wirst Du Dich da besonders einbringen?
Stegemann: Martin konnte sich in ganz anderer Form für den DSAB einbringen als ich das kann. Ich bin kein Bundestagsabgeordneter und damit natürlich keine Person des öffentlichen Lebens wie Martin es ist. Das hat Nachteile, aber auch Vorteile. Ein Vorteil ist, dass ich nicht einen so dichten und vollgepackten Terminkalender habe wie Martin. Deshalb möchte ich noch mehr am sportlichen Geschehen teilnehmen. So kann man mich besser kennen lernen und auch auf Probleme ansprechen.
Zudem ist aus meiner Sicht eine zentrale Aufgabe des Verbandes, gute sportliche Leistungen zu ermöglichen. Dies können wir vor allem durch bessere Rahmenbedingungen erreichen, wie zum Beispiel mehr Trainingslehrgänge zu organisieren, vielleicht auch mit auswärtigen Trainern und Choreografen zusammenzuarbeiten etc. Da ist vieles vorstellbar, leider hatten wir in den letzten Jahren schon zu wenig Geld. Das wird in den nächsten Jahren noch problematischer werden. Aber der Anspruch an uns als Präsidium und Verband muss bestehen bleiben. Deshalb möchte ich noch näher an den sportlichen Betrieb „heranrücken“.
Ich werde versuchen, wie Martin es am Anfang seiner Zeit als Präsident getan hat, die Landesverbände zu besuchen und mich mit den Vorständen zu treffen. Das Treffen mit den Landesverbänden in Erfurt hat mir gezeigt, dass wir vieles besser kommunizieren müssen. Und das geht nur über den persönlichen Kontakt.
Eines muss ich allerdings einschränkend anfügen: Du hast eingangs erwähnt, dass ich Vater bin und ein zweites Kind auf dem Weg ist. Termin ist Mitte Juli. Daher werde ich nicht zur WM nach Paris mitreisen könne, was mich sehr schmerzt. Insofern werde ich mich nur so weit einbringen können, wie meine familiären Verpflichtungen es zulassen. Aber ich denke, es wird sich schnell ergeben, dass zumindest der Große mal mitkommen wird. Er ist ja ein großer Turner, vielleicht wird da ja noch was draus. Mal sehen…

Ich weiß, dass Du regelmäßig die Artikel und Kommentare auf akrobastisch.de liest. Wirst Du auf direkte Fragen, seriöse Kritik oder konstruktives Feedback auch mal direkt per Kommentar antworten?
Stegemann: Ehrlich gesagt hat es mich schon mehrfach gejuckt, mich zu äußern. Gerade als der Shitstorm auf Deiner Seite über neugewählten Präsidiumsmitgliedern niederging, habe ich mir lange überlegt, ob ich dazu etwas schreibe. Denn aus meiner Sicht muss jeder die Chance haben, sich einzuarbeiten, und man muss diesen Leuten auch eine faire Chance geben. Als Politiker hat man 100 Tage Zeit, bevor man beurteilt wird, als ehrenamtlich Tätiger braucht man vielleicht noch ein paar Minuten länger. Das sollte man doch bitte abwarten, bevor man den Stab über jemanden bricht. Wir können über jeden froh sein, der sich für den DSAB engagiert. Umgekehrt muss sich dann aber natürlich auch jeder an seinen eigenen Ansprüchen und Aufgaben messen lassen. Das werde ich auch tun. Zu Deiner Frage: Ja, das kann ich mir vorstellen. Allerdings ist für viele Sachen, die wir im Präsidium tun und besprechen, das Internet nicht der richtige Platz. Man wird sehen, aber ich bin sicher, dass Du mich daran erinnern wirst.
Vielen Dank für das Gespräch!

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Category: Personalien und Verbandsangelegenheiten

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