Paris, Tag 9: Die Favoriten dieser WM

| 7. Juli 2014 | 4 Comments

Die Stars und Favoriten dieser WM

Wer ist eigentlich amtierender U-20-Fußball-Weltmeister? Das wissen bestimmt die Allerwenigsten – auch unter den Fußballfans. Aber dass Spanien jetzt bei der WM in Brasilien als Titelverteidiger antrat, dürfte relativ bekannt sein. Im selben Bedeutungsverhältnis stehen die „World Age Group Competitions“ letzte Woche – im offiziellen Titel kommt das Wort Weltmeisterschaft ja gar nicht vor – zu den „echten“ Weltmeisterschaften diese Woche. Natürlich auf weitaus niedrigerem Niveau. Für die FIG. Für die Nationen. Für die (wenige) Presse. Und für den Großteil der weltweiten Sportakrobatikfans.

Grund genug, um mal ein paar Worte zu den Stars und Favoriten bei dieser WM zu verlieren, ehe dann der Fokus natürlich wieder voll auf den Deutschen liegen wird. Aber die haben ja, anders als im Fußball, hier kaum Chancen aufs Finale oder gar den Titel.

Also: Nur in zwei Disziplinen sind die amtierenden Weltmeister überhaupt am Start und damit eine Titelverteidigung möglich. Das sind die beiden rein männlichen Disziplinen.

Bei den Herrenpaaren kann man den zweiten WM-Titel von Alexey Dudchenko und Konstantin Pilipchuk aus Russland eigentlich schon fest verbuchen. Seit ihrem Mehrkampf-Europameistertitel von 2011 – und 2009 gab’s auch schon mal zwei EM-Titel – haben die beiden keinen großen Titel verpasst. Rein gar nichts spricht dafür, dass das diesmal anders laufen wird.

Bei weitem nicht so gewiss ist eine Titelverteidigung bei den Herrengruppen: Mit Jian Tang, Lei Wang, Yi Zhou und Yeqiuyin Wu aus China hat zwar immerhin einer von zwei Weltmeistern von 2012 in Orlando gemeldet. Die britische Truppe, mit denen sich die Chinesen damals den Platz ganz oben auf dem Treppchen teilen mussten, war schon bei der EM 2013 nicht mehr am Start. Dafür haben die Briten aber inzwischen eine neue Herrengruppe in die Königsklasse gebracht, die es in sich hat und weit besser ist als ihre Vorgänger: Garreth Wood, Georg Wood, Connor Bartlett und Daniel Cook. Die dürften die Chinesen entthronen…

In den restlichen Disziplinen sind keine Sieger von 2012 mehr am Start. Nicht weniger als eine neue Zeitrechnung wird sogar bei den Damengruppen anbrechen: Die Zeit nach Ekaterina Loginova, Ekaterina Stroynova und Aygul Shaykhudinova aus Russland. Zwei World-Games-Titel 2009 und 2013, zwei Weltmeistertitel 2010 und 2012 und neun Europameistertitel (je drei 2009, 2011 und 2013) haben sie gewonnen. Sie sind damit die erfolgreichste Formation der jüngeren Sportakrobatik-Geschichte. Vielleicht sogar die erfolgreichste Formation überhaupt? Diesmal stehen sie erstmals nicht auf der Starterliste.

Kann eines der beiden gemeldeten russischen Trios als ihre Nachfolgerinnen das Titel-Abo für Russland verlängern? Die meiste Konkurrenz wird ihnen dabei von den Belgierinnen Julie van Gelder, Ineke van Schoor und Kaat Dumarey sowie den Engländerinnen Elise Matthews, Millie Spalding und Georgia Lancaster drohen. Ob sie den Titel holen oder nicht: Die Belgierinnen werden auf jeden Fall Artistik-Weltmeister. Sie stellen mit ihren Übungen einfach alles andere in den Schatten.

Bei den Mixed Paaren haben sich die Weltmeister 2012 aus Belgien bereits zu Beginn des vergangenen Jahres zum Cirque du Soleil verabschiedet. Genauso fehlen zwei von drei Europameistern aus Lissabon: Die englischen Tempo-Europameister und die portugiesischen Balance-Europameister 2013 mussten beide aus gesundheitlichen Gründen ihre Karriere beenden.

Diese Lücke füllen Ryan Ward und Kiley Boynton aus den USA, die sich innerhalb von weniger als zwei Jahren durch ein paar Weltcup-Siege zu Titelaspiranten gemausert haben. Favoriten sind jedoch, auch wenn sie in der namentlichen Meldung fälschlicherweise fehlen, Dominic Smith und Alice Upcott (England), die amtierenden Mehrkampf-Europameister und World-Games-Sieger. Und auch Altmeister Revaz Gurgenidze aus Russland mit Marina Chernova werden um den Titel kämpfen. Zusätzlich sind die Ukraine und das neue belgische Paar in jedem Fall Medaillenkandidaten.

Bleiben noch die Damenpaare. Auch hier fehlen mit den ukrainischen Weltmeisterinnen von 2010 und 2012 die Titelverteidiger: Kateryna Sytnikova und Anastasiya Melnychenko. Um die Nachfolge werden in erster Linie Aline de Smet und Nikki Snel aus Belgien sowie das weißrussische Paar kämpfen. Die beiden russischen Paare konnten in der Vergangenheit nie vollends überzeugen.

Durchaus möglich also, dass England und Russland die fünf Titel völlig unter sich ausmachen. Belgien hat die besten Aussichten, diese Monotonie zu durchbrechen, gefolgt von der USA. Medaillen dürften noch Weißrussland und China abstauben.

Oder es kommt alles ganz anders.

Übrigens: Amtierender U-20-Fußball-Weltmeister ist Frankreich.

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Category: WM 2014 in Paris

Comments (4)

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  1. XXX sagt:

    [quote name=“Sebastian Schipfel“]Valere, Du bist wirklich ein Archiv auf zwei Beinen… Danke für die Info!

    [quote name=“Valere“]Die erfolgreichste Formation überhaupt ist, glaube ich, Yulia Lopapkina und Anna Mochova mit ein World-Games-Titel, neun Weltmeistertitel (1998 (Balance), 1999(3), 2000(3), 2002 und 2004) und sechs Europameistertitel (2001(3), 2003(3)).[/quote][/quote]
    Das russische Trio gab es schon vorher, allerdings mit einer anderen Oberpartnerin mit Erfolgen (z. B. 2003 zum Acro-Cup Albershausen, FIG-Trailer 2006 in Coimbra)

  2. Sebastian Schipfel sagt:

    Valere, Du bist wirklich ein Archiv auf zwei Beinen… Danke für die Info!

    [quote name=“Valere“]Die erfolgreichste Formation überhaupt ist, glaube ich, Yulia Lopapkina und Anna Mochova mit ein World-Games-Titel, neun Weltmeistertitel (1998 (Balance), 1999(3), 2000(3), 2002 und 2004) und sechs Europameistertitel (2001(3), 2003(3)).[/quote]

  3. Sarah sagt:

    Ich frage mich: Wo könnte man solche Überblicksinformationen über die Sportakrobatik herbekommen, wenn nicht auf akrobastisch.de? Vielen Dank!

  4. Valere sagt:

    Die erfolgreichste Formation überhaupt ist, glaube ich, Yulia Lopapkina und Anna Mochova mit ein World-Games-Titel, neun Weltmeistertitel (1998 (Balance), 1999(3), 2000(3), 2002 und 2004) und sechs Europameistertitel (2001(3), 2003(3)).

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