Paris, nochmal Tag 13: Aufarbeitung

| 12. Juli 2014 | 2 Comments

Aufarbeitung

Der gestrige Tag wird mir noch eine Weile nachhängen. Nicht wegen des Weggehens abends in den vielleicht teuersten Club der Stadt. Sondern wegen der mutmaßlichen Mauschelei hier in der Halle beim Finale der Damenpaare. Ich habe einen Tag gebraucht, um mich halbwegs zu sortieren. Jetzt schreibe ich mir den Frust von der Seele.

Es war ein großer Tag für die französische Sportakrobatik. Die Gastgeber feiern eine historische Medaille. Aber ein guter Tag für die Sportakrobatik war es nicht. Viel zu fad war der Beigeschmack des französischen Erfolges, als das Damenpaar eine Viertelstunde nach Wettkampfende noch vom vierten auf den dritten Platz gehievt wurde. Mittel zum Zweck war ein nachträglicher Abzug für Weißrussland in Höhe von drei Zehnteln, weil diese nach Ende der Musik fertig geworden waren.

Die halb-offizielle Version geht in etwa so: Die Wertung sei versehentlich zu früh freigegeben worden, der Abzug zunächst vergessen. Und während des laufenden Wettkampfes sei man so schnell nicht mehr an die Datenbank rangekommen, um die Wertung zu korrigieren. Außerdem brauche dazu selbst die Superior Jury das Okay der FIG-Chefetage, das habe gedauert. Ich muss lachen, während ich das aufschreibe…

Viel naheliegender ist schon die Vermutung, dass die Franzosen da ihre listigen Finger im Spiel hatten und die Wertung der Gegner (!) nachträglich (!) manipulierten. Als gewöhnliche Nation bekommt man ohne langwierige oder kostspielige Umwege nicht einmal Infos zu eigenen Abzügen, geschweige denn, dass man eine Möglichkeit hätte dagegen vorzugehen. Und über Wertungen der Gegner braucht man nicht einmal nachzudenken. Gelten für die Franzosen (allgemein für die einflussreicheren Nationen) andere Regeln? Beweisen kann ich das natürlich nicht, man bräuchte mindestens ein Video von den Kampfrichtertischen.

Ob es ein Jury-Patzer oder Manipulation der Franzosen war, spielt letztendlich gar keine Rolle. Auch nicht, dass der Abzug für die Weißrussinnen ja sogar berechtigt sein mag. Aber so wie gestern hätte es schlichtweg niemals laufen dürfen. Eine Viertelstunde nach Ende des WM-Finales nochmal die Ergebnisse ändern… Die Sportakrobatik macht sich (mal wieder) lächerlich. Beim WM-Finale! Die Jury ist so nicht ernst zu nehmen, ihr haftet der Mief von Vetternwirtschaft an. Alle wittern natürlich sofort Mauschelei. Jeder Zuschauer in der Halle. Und jeder live am Fernseher.

Mich würde interessieren, was das französische Fernsehen aus den beiden Interviews mit den Französinnen macht. Einmal als Viertplatzierte und eine halbe Stunde später als Bronzemedaillengewinnerinnen.

Und am allerschlimmsten: Abgesehen davon war es ein gigantisches Finale mit denkwürdigen Spitzenleistungen. Darüber verliere ich nun kein einziges Wort. Was aber im Gedächtnis bleiben wird, ist dieser schlimme Makel.

Tags:

Category: WM 2014 in Paris

Comments (2)

Trackback URL | Comments RSS Feed

  1. sabine sagt:

    Es ist wieder einmal traurig und besonders für die Sportler aus Weißrußland. Mich wundert , dass das immer so hin genommen wird von den anderen Ländern. Da kann doch jeder machen was er will.

  2. Jörg Stucki sagt:

    Die Manipulationen in der FIG sind nicht nur auf die Sportakrobatik beschränkt. Ich war 1989 mit im Gerätedienst bei der Kunstturn WM in Stuttgart, da wurde sogar eine Goldmedaille graviert bevor der Athlet ans Gerät ging! Es war ein Gerätefinale!
    Das wichtigste ist aber ist, dass echte Turner und Akrobaten alles daran setzen um Manipulationen zu verhindern. Auf meine Unterstützung können alle echten Akrobaten und Turner zählen! Es ist ein Fight den mal leider zu oft verliert! Trotzdem werde ich mich nie ändern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert