Wenig Starter, noch weniger Zuschauer

| 8. September 2014 | 0 Comments

Finale des Sachsenpokals

Wenig Starter, noch weniger Zuschauer. Der 14. Sachsenpokal in Riesa, Generalprobe für die EM 2015 an gleicher Stelle, hätte von beidem mehr verdient gehabt.

Schuld am übersichtlichen Teilnehmerfeld dürfte keine Geringere als Helene Fischer sein: Sie blockiert ab dem heutigen Montag für Wochen die Sachsenarena und bastelt an ihrer neuen Show. (Manch einer wollte seinen Aufenthalt spontan verlängern, als er davon erfuhr.) So kam es zu dem ungünstig frühen Termin. In Württemberg (nur Sindelfingen und Uhingen am Start), Hessen (Nieder-Liebersbach und Pfungstadt), Niedersachsen (Damme, Oldenburg und Wilhelmshaven) oder Bayern (Friedberg) dauern ja sogar noch die Sommerferien an.

Die Liste der Absagen wurde bald länger als die der Zusagen: Noch nicht fit, verletzt oder krank, so entschuldigten sich diverse „Stars“. Innerhalb weniger Wochen schrumpfte das Starterfeld von zwischenzeitlich über 200 Sportlern um die Hälfte.

So freute sich Riesa eben über die Meldungen aus Damme, Oldenburg oder Wilhelmshaven. Und das ist überhaupt nicht so despektierlich gemeint wie es klingt: Niedersachsen ist weiter im Kommen. Württemberg wäre vielleicht schon bald fällig, wenn es da nicht diese Enklave Ebersbach gäbe. 

Und die Leere auf den Rängen? Vielleicht wegen des Tags der Sachsen, der nur wenige Kilometer entfernt stattfand. Oder nicht. Dafür reisten Cindy de Mare und Jack Welten extra aus den Niederlanden und wohlgemerkt sogar ohne Sportler an, um den Sachsenpokal in Foto und Bewegtbild in die Welt zu tragen.

Was gab es in der Sachsenarena und via Livestream zu sehen? Zwei der vier Sachsenpokale blieben in Riesa, einer ging nach Weißrussland und einer nach Russland. Auch wenn sich bei den Wertungen von Daniel Blintsov und Sneschana Sinkov sowie Diana Dierich und Emily Langenmayr ein gewisser Gastgeber-Bonus nicht wegdiskutieren lässt, so gehen doch ihre Gesamtsiege in den Altersklassen Jugend und Junioren 2 jeweils in Ordnung. Und bei Weißrussland und Russland reicht eben auch die dritte Garde, um nicht nur Deutschland zum Staunen zu bringen, sondern auch um Turniersiege einzuheimsen. Die Damengruppe Alexandra Melomed, Ksenia Melomed und Kristina Lishova aus Gomel (Weißrussland) machte bei den Junioren 1 die Titelverteidigung von 2012 perfekt, ihre Pyramide auf der Kerze turnen sie inzwischen mit Handstand. Das Herrenpaar Aleksandr Andreev und Pavel Andreev aus Novgorod (Russland) siegte bei den Senioren.

Die Sieger des Sachsenpokals

Alle Ergebnisse gibt es hier.

Nächstes Jahr zur EM kommt dann die Crème de la Crème, und da werden dann hoffentlich auch die Zuschauer nicht mehr ausbleiben.

Abschiede und Neuanfänge

Beim ersten Wettkampf nach der Sommerpause und der WM war ja fast zu erwarten, dass es Abschiede genauso wie Neuanfänge geben würde. Und bestimmt hat sich jetzt erst ein Bruchteil dessen offenbart, was sich in der deutschen Sportakrobatik über den Sommer geändert hat. Die Gerüchteküche brodelt, so nach und nach wird sich das erst in den nächsten Monaten und vor allen Dingen natürlich bei den noch ausstehenden Deutschen Meisterschaften offenbaren.

Fürs erste bleibt festzuhalten: Kerstin Stein und Alexandra Kober vom SC Riesa beendeten mit einer Balance-Übung außer Konkurrenz ihre knapp zweijährige Karriere. Kerstin aus Kassel, die in Riesa studiert hatte, packt aus beruflichen Gründen die Koffer Richtung Frankfurt, Alexandra kehrt zurück in die Heimat nach Potsdam.

Max Hoppe und Jonas ConradUnd auch Max Hoppe und Jonas Conrad aus Leipzig, Bronzemedaillengewinner bei der Jugend-WM 2012 in Orlando, beendeten mit dem Sachsenpokal ihre gemeinsame Laufbahn. Dabei war es so faszinierend zu beobachten, was die beiden besonders in Tempo auf die Matte zaubern: Salto-Aufgang vom Coupé auf die Schultern, Hand-Hand-Salto gebückt und als Absprung Doppelsalto gebückt, um nur die erste Passage zu nennen. Man möchte zwar keine Bandscheibe von Max sein, aber andererseits ist so eine Passage bei zwei fast gleich großen Kerlen eben noch beeindruckender als sonst schon. Gewisse Schwierigkeiten haben die beiden in Balance, und da ist dann auch verständlich, dass sie jetzt einen Schlussstrich ziehen statt sich immer noch schwerer zu tun oder die Schwierigkeit reduzieren zu müssen. Schade! Wir hoffen auf ein Wiedersehen in anderen Konstellationen.

Schluss war nach der WM auch für Franz Krämer und Michail Kraft (Riesa), aber hier steckt im Ende gleich ein doppelter Neubeginn: In zwei Startgemeinschaften mit den Sportfreunden aus Dresden – immerhin rund eine Autostunde entfernt – wechselt der Herrenpaar-Franz jetzt in die Disziplin Mixed Paar mit Jördis Leppuhner. Und der Mixed-Paar-Tim-Sebastian aus Dresden versucht sein Glück stattdessen im Herrenpaar mit Michail. (Jördis‘ Ex Tanja Scholte musste aus gesundheitlichen Gründen eine Sportpause einlegen und Tims Ex Emilia Winter arbeitet jetzt als Unterfrau in einem Trio.) Während Tim und Michail noch gar nicht an den Start gehen konnten, weil sich Michail einem Eingriff hatte unterziehen müssen, war die (einzige) Balance-Übung von Franz und Jördis schon recht vielversprechend. In jedem Fall war es eine kluge Entscheidung, die ehemalige Musik und Choreografie von Tim zu übernehmen.

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Category: Turniere

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