DM in Mainz (0) und DM in Aachen (2): Zu achtzig Prozent identisch

| 15. November 2014 | 7 Comments

Na wenn das mal nicht der kurzfristigste Vorbericht aller Zeiten wird, veröffentlicht nur drei Stunden vor Wettkampfbeginn. Sorry, dass ich gerade ein wenig hinterherhinke. Jetzt fahre ich sogar extra mit dem Zug nach Mainz, um ein bisschen Zeit zum Schreiben herauszuschlagen…

Die Fotos aus Aachen liegen auch noch völlig jungfräulich auf der Festplatte herum. Und eigentlich wollte ich doch auch noch ein paar allgemeine Zeilen zur Deutschen Meisterschaft der Junioren (11-18) und Senioren in Aachen schreiben, über das rein sportliche hinaus. Na, vielleicht bringe ich das listig in diesem Text mit unter? Zwei Fliegen mit einer Klappe.

Das könnte ich eigentlich sogar ganz gut begründen. Immerhin sind es zu 80 Prozent dieselben Sportler vor drei Wochen in Aachen und heute in Mainz. Wahrscheinlich auch dieselben Sieger.

Siegerehrung in Aachen ein Armutszeugnis für die deutsche Sportakrobatik

Und am Ende werden sie vermutlich genauso wieder in leere Ränge schauen wie vor drei Wochen. Damit haben sich ja die meisten leider im Lauf der Zeit abgefunden. Zumindest zwei Personen waren bei der Siegerehrung vor zwei Wochen in Aachen aber geradezu perplex. Cindy de Mare und Jack Welten, beide aus den Niederlanden. Sie hatte als internationale Kampfrichterin im Kampfgericht ausgeholfen, er sorgte für einen Livestream und Videos von allen Übungen auf Youtube. An dieser Stelle nochmals danke für dieses sensationelle grenzübergreifende Engagement für die Sportakrobatik!

Während des Wettkampfes hatte ich Cindy mal gefragt, ob sich denn die Deutschen Meisterschaften wesentlich unterscheiden würden von den Niederländischen. Nein, hat sie gemeint, alles sei wie bei ihnen auch. Am Ende kam sie dann nochmals zu mir. Also einen gewaltigen Unterschied habe sie jetzt doch noch entdeckt: „In Holland bleiben alle zur Siegerehrung. Alle! Alle Sportler sind auf der Matte, alle Kampfrichter sitzen an ihren Plätzen. Aus Respekt!“ In Aachen war die Halle nahezu leer bei der letzten Siegerehrung. Die Kampfrichtertische. Die Ränge. Die Plätze der Sportler. Alles halbleer oder sogar ganz. Wohlgemerkt um 14 Uhr mittags, da dürfte es niemandem pressiert haben. Aber wer noch nicht auf der Autobahn war, packte in aller Eile seine sieben Sachen zusammen. Niemand feierte die besten deutschen Sportakrobaten. Ein Armutszeugnis, das leider Bände über die deutsche Sportakrobatik spricht.

Nun muss man sagen, dass Aachen als Ausrichter jetzt auch nicht alle Hebel in Bewegung setzte, damit die Zuschauer bis zur letzten Sekunde in der Halle blieben. Eine Erinnerung für die Ewigkeit brauchte man sich von der letzten Siegerehrung nicht erwarten. Dafür waren die bisherigen Siegerehrungen des Wettkampfwochenendes zu chaotisch und improvisiert über die Bühne gegangen. Und diese Attribute kann man auch ein bisschen auf den ganzen Wettkampf übertragen. Zwar wurde die Veranstaltung groß in der Presse angekündigt, wer sich aber in die Halle verirrte, dürfte nicht allzu lange geblieben sein.

Alles in allem fühlte man sich eher bei einer Stadt- denn einer Deutschen Meisterschaft und merkte, dass Aachen nicht regelmäßig Gastgeber einer solchen ist. Routinierte Wettkämpfer vermissten neben einer herausgeputzten und geschmückten Halle unter anderem einen anständigen Aufwärmbereich, ausgehängte Starterlisten, Einmarsch-Kinder, Sanitäter und so weiter. Schade um die Chance für die Aachener und nordrhein-westfälische Sportakrobatik.

Und so geht Wettkampfjahr 2014 vermutlich ohne organisatorische Sternstunden der Sportakrobatik zu Ende, denn von Mainz und Saarbrücken sind solche auch eher nicht zu erwarten. Wahrscheinlich hat Wilhelmshaven, Ausrichter der DM Jugend Ende Mai 2015, jetzt schon mehr auf die Beine gestellt als das Saarland. Und dass für Mainz der Gutenbergpokal vor zwei Wochen Priorität hatte, dürfte wohl auch klar sein, obwohl diese kurze und hochklassige Meisterschaft heute vielleicht sogar am besten von allen Wettkämpfen des Jahres zu vermarkten gewesen wäre. Aber Mainz hat ja leider nicht einmal einen einzigen Lokalmatador dabei, das macht’s dann doch wieder schwer.

Zweites Duell innerhalb von drei Wochen

Und damit wären wir im Hier und Heute: Nur vier der gemeldeten Formationen waren in Aachen nicht am Start. Und wenn sich Familie Leppuhner aus Dresden nicht gewaltig bei der Urlaubsplanung vertan hätte und deshalb in Aachen ausfiel, wären es sogar nur zwei: Max Hoppe und Luise Fischer aus Leipzig sowie Tim Sebastian und Michail Kraft aus Riesa. (Beide hätten in Aachen bei den Senioren starten können, waren aber wohl noch nicht so weit.)

Starterliste Deutsche Meisterschaft der Junioren (12-19)

Unterm Strich treten heute und morgen in Mainz zwölf Junioren-(11-18-)Formationen innerhalb von drei Wochen ein zweites Mal gegeneinander an – in einer etwas höheren Leistungsklasse. Da darf man schon fragen, ob die Altersklasse Junioren 2 Sinn macht. Wenn die beiden Deutschen Meisterschaften so eng getaktet sind wie dieses Jahr, lautet die Antwort definitiv nein. Allerdings erinnere ich ans letzte Jahr, da war die Deutsche Meisterschaft der Junioren (12-19) in Riesa zum ersten als EM-Generalprobe und zum zweiten viele Monate nach dem Turnfest durchaus recht attraktiv. Mit 25 Formationen auch kein allzu großes Starterfeld, aber immerhin. Man muss die Meisterschaften also vielleicht nur cleverer terminieren.

17 Formationen – und bestimmt fällt sogar noch die eine oder andere krankheits- oder verletzungsbedingt aus. Das gibt mir erstmals die Möglichkeit, tatsächlich über alle Teilnehmer einer Deutschen Meisterschaft zu berichten. Das ist doch auch was. Allerdings muss ich dann diesmal auch ein bisschen aufpassen… 😉

Wobei, man hat ja alles vor kurzem erst schon einmal gesehen: Wer von den Junioren der Beste, Zweitbeste usw. ist, kann man also ganz einfach in der Siegerliste von vor drei Wochen nachlesen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich an diesem Ranking diesmal viel ändert. Spannend wird lediglich, wo sich die Senioren – oder sollte man sagen: die echten Junioren (12-19) – einordnen: Bei den Damengruppen darf man sich auf ein hochklassiges und sicher auch erbittertes Duell zwischen Michelle Mausolf, Shirley Klier und Gofrahn Solh aus Schwerin und Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor aus Dresden freuen und bei den Damenpaaren auf eines zwischen Sarah Haslinger und Lara Kielkopf aus Ebersbach und Diana Dierich und Emily Langenmayr aus Riesa.

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Category: Deutsche Meisterschaften

Comments (7)

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  1. Sebastian Schipfel sagt:

    [quote name=“aus Aachen“]Hallo Sebastian,
    wir sind durchaus kritikfähig, was die Organisation der DM bei uns in Aachen betrifft. Aber zum einen sind einige Deiner Beanstandungen schlichtweg falsch – was Sanitäter und Starterlisten betrifft – und zum anderen betrachten wir es schon als Affront, dass Du Dich zu gar nichts Positiven über die Organistion herablassen konntest. Wir werden daher sicherlich nicht wieder als Ausrichter einer DM zur Verfügung stehen, auch nicht – wie in diesem Fall – für einen anderen Ausrichter einspringen, der ursprünglich sich dazu gemeldet hatte. Wir hoffen, es gibt noch genügend Vereine, die sich diese enorme Arbeit zur Durchführung einer DM antun und Deiner Kritik stand halten können…[/quote]

    Hallo nach Aachen! Ich gebe zu, dass meine Zeilen nicht schmeichelhaft waren. Tut mir Leid, da war ich vielleicht mal wieder zu undiplomatisch. (Andererseits: Gerade die direkten Worte schätzen viele an dieser Seite – natürlich immer nur, wenn sie nicht selbst betroffen sind.) Dass Ihr deshalb keine Deutschen Meisterschaften mehr ausrichten wollt, verstehe ich allerdings nicht.

    Die Details will ich eigentlich gar nicht groß ausdiskutieren. Ob die Sanitäter und (anfangs) auch Starterlisten fehlten oder nur unauffindbar waren, spielt doch unterm Strich keine Rolle, oder? Meine Berichte spiegeln auch immer zahlreiche Gespräche vor Ort mit Sportlern, Trainern und Funktionären wider. Und die waren nach meinem Eindruck eher verhalten begeistert. Ich wurde sogar explizit gebeten, manche Defizite zu thematisieren.

    Trotzdem: Nehmt es Euch bitte nicht zu sehr zu Herzen! Jeder Bericht ist eine Gratwanderung, vielleicht bin ich mal wieder daneben getreten. Dann sorry!!

    Wo man übrigens nicht die leiseste Kritik an Eurer Meisterschaft findet, ist auf der DSAB-Webseite… 😉

  2. Martina sagt:

    Sebastian ist kritisch, das wissen wir alle. Und die Ausrichtung einer Deutschen Meisterschaft ist nicht einfach, das wissen auch alle. Und bestimmt war auch jeder schon auf dem ein oder anderen Wettkampf, der lieblos ausgetragen wurde. Wenn man sich bei etwas viel Mühe gibt, ist Kritik umso härter und es passiert leicht, dass man sich unfair behandelt fühlt, weil man so viel Zeit in ein Unterfangen reingesteckt hat.

    Dennoch sind einige Dinge einfach Standard und gehören zu einem Wettkampf dazu. Es waren wohl keine erkenntlichen Sanitäter da, was meiner Meinung nach ein Muss ist. Wenn etwas passiert kann doch nicht erst auf die Suche nach Sanitätern gegangen werden. Und auch wenn irgendwo Starterlisten hingen, so waren sie doch augenscheinlich nicht optimal platziert und das Gesuche ging weiter.

    Sebastian kann mit seiner Kritik natürlich falsch liegen. Das ist ärgerlich, könnte aber doch einfach richtig gestellt werden.
    Aber muss man deswegen gleich die zukünftige Ausrichtung trotzig verweigern? Warum nicht auf Fehler von Seitens Sebastian hinweisen und sachlich richtig stellen?
    Sicher wäre es höflich von Sebastian gewesen, einen Satz wie „danke an Aachen für die Ausrichtung“ einzubauen, keine Frage. Aber hängt denn die Austragung wirklich von einem Lob bzw. der Kritik von einer einzigen Person, in diesem Fall Sebastian, ab? Das wäre dann doch schon traurig.

    Ich für meinen Teil bedanke ich mich sehr herzlich bei Aachen für die Ausrichtung der DM und hoffe sehr, dass dort auch in Zukunft Meisterschaften stattfinden! Beim zweiten Mal klappen einige Dinge garantiert besser, nicht unterkriegen lassen, das muss jeder Sportler genauso lernen.
    Bitte nicht einfach alles hinschmeißen! Ehrgeiz zeigen, so dass nächstes Mal keiner mehr Kritik aussprechen kann! Das ist doch der Grundgedanke von jedem Leistungssport…

  3. aus Aachen sagt:

    Hallo Sebastian,
    wir sind durchaus kritikfähig, was die Organisation der DM bei uns in Aachen betrifft. Aber zum einen sind einige Deiner Beanstandungen schlichtweg falsch – was Sanitäter und Starterlisten betrifft – und zum anderen betrachten wir es schon als Affront, dass Du Dich zu gar nichts Positiven über die Organistion herablassen konntest. Wir werden daher sicherlich nicht wieder als Ausrichter einer DM zur Verfügung stehen, auch nicht – wie in diesem Fall – für einen anderen Ausrichter einspringen, der ursprünglich sich dazu gemeldet hatte. Wir hoffen, es gibt noch genügend Vereine, die sich diese enorme Arbeit zur Durchführung einer DM antun und Deiner Kritik stand halten können…

  4. Heidi sagt:

    Ein Zwischenstand waere auch spannend

  5. Jule sagt:

    Kommt da noch ein livestream?
    Konnte leider nichts finden..

  6. Daniel sagt:

    Viel Glück und ein verletzungsfreien Wettkampf an alle Teilnehmer!

    Riesa :“Können wir das schaffen?“

    Ich würde gerne dabei sein, aber jemand sollte doch zu Hause die Daumen drücken?!

  7. brigitte sagt:

    hallo!
    gibt es heute aus Mainz ein live-stream?
    LG
    B

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