DM in Mainz (2): Überraschung aus Leipzig
Die Spannung in den Männer-Disziplinen war überschaubar bei der Deutschen Meisterschaft der Junioren (12-19) in Mainz: Während sich an den Wettbewerben der Damenpaare und -gruppen immerhin noch fünf Bundesländer beteiligten, waren bei den Mixed Paaren, Herrenpaaren und Herrengruppen ausschließlich Sachsen am Start. Drei Mixed Paare, ein Herrenpaar, eine Herrengruppe. Dresden, Riesa, Leipzig. (Insgesamt waren neun von 16 Formationen aus Sachsen.) Dennoch wartete bei den Mixed Paaren die Überraschung des Wettkampfes auf die wenigen Zuschauer.
Diese Überraschung war das neue Leipziger Mixed Paar Max Hoppe und Luise Fischer, insbesondere mit ihrer Tempo-Übung. Die spektakulärste Passage setzte sich aus einem Salto-Aufgang, einem Hand-Hand-Salto gestreckt und einer Doppelschraube zusammen. Ein Doppelsalto vorwärts war auch noch in der Übung. Und das alles nach nur gut zwei Monaten gemeinsamen Trainings, denn beim Sachsenpokal startete Max ja noch in einem Herrenpaar. Jetzt scheint es aber fast, als hätte er im Mixed Paar seine wahre Bestimmung gefunden. Und mit Luise Fischer eine super Partnerin mit toller Ausstrahlung, die Max in puncto Show nicht viel nachsteht. Zwei Deutsche Meistertitel in Tempo und im Mehrkampf sind ein beachtlicher Auftakt, auch wenn besonders in Balance noch viel Arbeit vor den beiden liegt. Vor allem muss alles noch sauberer werden.
Wohin der Weg am liebsten gehen soll, daran lassen die beiden aber keinen Zweifel und setzen mit ihrer Balance-Übung ein eindeutiges Zeichen: Da haben sie sich für die traumhaft traurige Musik aus „Schindlers Liste“ entschieden – und damit für eine Musik, zu der auch die späteren World-Games-Sieger Dominic Smith und Alice Upcott aus England in ihrer Junioren-Zeit turnten. Das ist mit Sicherheit kein Zufall, zumal Max selbst für seine Choreografien verantwortlich zeichnet.
Richard Kretzschmar und Mara Dittrich (Dresden) hatten für die höhere Altersklasse ihr Programm unter anderem um einen Diamidov aufgestockt, der den beiden auch gut gelang. Wäre Mara nicht in der Choreografie von Richards Knie abgerutscht, hätte das Jugend-Paar jetzt den Balance- und den Mehrkampftitel in der Tasche statt zweimal Silber und Bronze in Tempo.
Als Einzige überhaupt konnten Franz Krämer und Jördis Leppuhner (Riesa/Dresden) einen kompletten Medaillensatz aus Mainz mit nach Hause nehmen: Balance-Gold, Tempo-Silber und Mehrkampf-Bronze, und das bei drei Mixed Paaren am Start. Die beiden hätten nicht deutlicher zum Ausdruck bringen können, dass in ihnen zwar viel Potenzial, aber noch zu wenig Sicherheit steckt. Ob sie sich aber einen Gefallen getan haben, die alten Choreografien von Tim Sebastian und Rosa Löhmann zu verwenden und dadurch natürlich an denen gemessen zu werden, da bin ich mir noch nicht so ganz sicher.
Überhaupt scheint in Riesa, Dresden und Leipzig der Basar ausgebrochen: Mit Franz Krämer und Jördis Leppuhner sowie Tim Sebastian und Michail Kraft gibt es jetzt zwei Riesa-Dresden-Startgemeinschaften. Franz und Jördis haben wie gesagt zwei Choreografien von Tim und Rosa. Max und Luise aus Leipzig trugen in Mainz Tims und Rosas alte Anzüge auf. Und Tim und Michail wiederum schlüpften in die ehemaligen Trikots von Paul Behrendt und Lukas Teichmann. Sachsen arbeitet aufs intensivste zusammen und zeigt das auch ganz offen.
Die beiden Formationen in den rein männlichen Disziplinen blieben jeweils konkurrenzlos: Tim Sebastian führte in Balance vor, was man aus einer Riesaer Choreografie so alles herausholen kann. Insgesamt gelang ihm mit Michail Kraft als neue Riesa-Dresden-Startgemeinschaft ein Einstand nach Maß. Das Duo funktioniert und hätte sogar den zweitbesten Mehrkampf des Wochenendes hingelegt, wenn nicht Trainer Igor Blintsov sicherheitshalber in Tempo zum Hand-Hand-Vorwärtssalto gebückt und einem halben Rückwärtssalto vom Schulterstand in den Handstand mit auf die Matte gekommen wäre. Aber eingreifen musste er da nicht. Lediglich die Balance-Elemente auf dem Kopf sind für Tim offenbar noch sehr ungewohnt, so verspannt wie er da dreinschaut.
Und last but not least werden auch Sebastian Grohmann, Erik Leppuhner, Florian Vitera und Tom Mädler (Dresden) immer besser. In Tempo ging ihnen zwar der Schraubensalto aus dem Coupé-Einsteiger ins Karree flöten, aber so locker, wie die Vier in diesem Jahr von der Jugend bis hin zu einer ziemlich vollen Schwierigkeit bei den Junioren (12-19) aufgestockt haben, muss man schon festhalten: Sie sind sogar noch besser als es die Otto-Kühne-Löhmann-Werner-Truppe in ihrem Alter war. Insofern kann man sich da ja nur darauf freuen, wenn die mal in die Seniorenklasse kommen.
Siegerlisten: Balance | Tempo | Mehrkampf
Category: Deutsche Meisterschaften
gibt es schon videos??