Deutsche Meisterschaft der Schüler und Junioren 2

| 10. Mai 2016 | 5 Comments

Die Deutsche Meisterschaft der Schüler und Junioren (12-19 Jahre) in Dresden ist vorbei. Hinter uns liegt ein Wettkampfwochenende voller Verabschiedungen, Neuerungen und Neuanfänge.

Die wohl wichtigste und aus meiner Sicht schwerwiegendste Veränderung ist schon seit Monaten bekannt – nach knapp zehn Jahren ausführlicher, anschaulicher und kritisch-aufschlussreicher Berichterstattung sollte dieser Wettkampf zum ersten Mal wieder ohne Sebastian Schipfel auskommen. Tja, was soll man sagen, es war eindeutig zu spüren, da fehlt einfach was!

Wer den Wettkampf nicht live verfolgen konnte, hatte zwar die Möglichkeit über Facebook an verschiedene Informationen zu kommen – ein riesen Kompliment an dieser Stelle an den Dresdner SC, der auf Facebook fast live Wertungen und Bilder postete. Diese blieben ohne bewegte Bilder oder Erklärungen aber leider doch nur mehr oder weniger aufschlussreiche Zahlen.

Aus meinem persönlichen Liveticker für Daheimgebliebene bastle ich deshalb jetzt einen kleinen Bericht, frei nach dem Motto: „Besser einen als keinen Bericht…“

Wenig Klasse, wenig Masse

Wie schon im letzten Jahr ist die Ausbeute des deutschen Sportakrobatiknachwuchses leider enttäuschend. Männliche Teilnehmer fehlten in diesem Jahr bei den Schülern völlig, weshalb gleich drei Disziplinen überhaupt nicht besetzt waren (Mixpaare, Herrenpaare, Herrengruppen). Aber auch die Damengruppen (13 Starter) und die Damenpaare (21 Starter) waren im Vergleich zu vergangenen Jahren nur spärlich besetzt.

Neben den geringen Teilnehmerzahlen gab es, wie auch im vergangenen Jahr, nur wenige konstant sehr gute Leistungen. Keiner einzigen Formation gelang ein Doppelsieg in Balance und Tempo. Obwohl dieser Erfolg für Lotte Tröster und Lena Bednarz aus Hoyerswerda durchaus möglich gewesen wäre. Am Freitag sicherten sich die beiden mit 26,7 Punkten souverän den Titel in der Tempo-Übung. Auch in Balance sah es bis kurz vor Schluss wirklich gut und fast nach einem Doppelsieg aus, lediglich ein zu gut gemeinter Bruststand machte den beiden dabei einen Strich durch die Rechnung.

Der Sieg in Balance ging deshalb an Anna Grass und Xenia Chesler vom LZSA Düsseldorf (in Tempo Vizemeister), Platz zwei belegten Emely Pusch und Selma Wardin aus Taucha, dicht dahinter folgten Vivien Krabbes und Leni Scherenberger aus Leipzig.

Neben diesen vier Formationen gelang lediglich den jeweiligen Deutschen Meistern der Damengruppen (Hanna Luise Prell, Esther Schumacher und Lara Kühne in Balance sowie Clara Blechschmidt, Yolantha Thoß und Kira Lorenz in Tempo) der Sprung über die 26-Punkte-Marke. Alles in allem eine eher schwache Ausbeute. Unsere Hoffnung muss aber nicht komplett schwinden, da noch viele dieser Formationen mindestens ein weiteres Jahr in der Schülerklasse haben…

Platzierungen Schüler im Überblick

Damenpaare Balance:

  1. Anna Grass und Xenia Chesler (Düsseldorf): 26,35
  2. Emely Pusch und Selma Wardin (Taucha): 26,25
  3. Vivien Krabbes und Leni Scherenberger (Leipzig): 26,3

Damenpaare Tempo:

  1. Lotte Tröster und Lena Bednarz (Hoyerswerda): 26,7
  2. Anna Grass und Xenia Chesler (LZSA Düsseldorf): 26,55
  3. Vivien Krabbes und Leni Scherenberger (Leipzig): 26,15

Damengruppen Balance:

  1. Hanna Luise Prell, Esther Schumacher, Lara Kühne (Dresden): 26,25
  2. Fiona Reul, Pauline Scholz, Isha Roberts (Pfungstadt): 25,9
  3. Julia Weißenhorn, Nicole Marynov, Margaritta Vugmar (Friedberg): 25,3

Damengruppen Tempo:

  1. Clara Blechschmiedt, Yolantha Thoß und Kira Lorenz (Schwarzenberg): 26,15
  2. Lucia Gaag, Emelie Brauchle, Laura Kirschner (Friedberg): 25,85
  3. Julia Weißenhorn, Nicole Marynov, Margaritta Vugmar (Friedberg): 25,5

Viele Verabschiedungen und Neuanfänge

Schon im Frühjahr und viel zu kurz nach der WM in China lag die Deutsche Meisterschaft der Junioren 2 in diesem Jahr für die meisten Formationen eher ungünstig. Zeit, um sich auf einen Start in der nächsthöheren Altersklasse vorzubereiten, blieb kaum. Hinzu kommt, dass in Anbetracht des langen Zeitraums bis zur EM im nächsten Jahr viele Vereine die Möglichkeit nutzten, Formationen neu zusammenzustellen. So konnte man schon einige neu gruppierte Formationen zum ersten Mal bestaunen, gleichzeitig nutzten so viele Formationen wie vielleicht noch nie zu einem Wettkampf die Möglichkeit, sich zu verabschieden.

Dass sie seit der WM in China nur wenig Zeit zum Verschnaufen hatten, ließen sich vor allem die Hoyerswerdaer Formationen nicht anmerken: Lisa Müller, Lena Waschulewski und Xenia Bartel zeigten mit 80,45 Punkten den besten Mehrkampf des gesamten Wettkampfes und hielten Jaqueline Kreuzpointner, Sina Lippert und Alexandra Hesse aus Friedberg in allen drei Übungen deutlich auf Abstand. Den besten Mehrkampf bei den Paaren zeigten Lara Ziemer und Stefan Höntsch. Auch Gina Lee Nickler und Pia Schütze zeigten gute Übungen, immerhin zwei Altersklassen höher als noch sechs Wochen zuvor bei der WM, und sicherten sich damit zwei Vizemeistertitel.

Darüber hinaus war diese Deutsche Meisterschaft der Junioren 2 vor allem sehr emotional, denn es verabschiedeten sich gleich drei Formationen, die für die deutsche Sportakrobatik viel geleistet haben. Am Samstagmittag reihte sich deshalb ein Gänsehautmoment an den nächsten.

Emotional sichtlich schwer fiel der Abschied Franz Krämer und Jördis Leppuhner, die sich nach ihrer Übung sehr lange in den Armen lagen. Sicher vor allem aufgrund der Größe geht dieses Paar in Zukunft getrennte Wege – auch räumlich, denn Jördis kehrt zurück nach Dresden.

Zufrieden mit ihrem letzten Auftritt können auch Camille Hermann und Lilly Kutta sein. Dass Lilly in letzter Zeit um einiges gewachsen ist, merkte man den beiden zuletzt ab und zu in Balance an. Wie gewohnt kämpften die beiden aber auch dieses Wochenende bis zum Schluss und auch der Podsetschka in Balance stand schließlich. Damit sicherten sie sich zu ihrem Abschied alle drei deutschen Meistertitel bei den Damenpaaren. Die beiden verabschiedeten sich mit ihrem ganz besonderen Glanz und einer tollen Kombi-Übung von den Zuschauern, wofür es gefühlt minutenlang Applaus gab. Auch Camille und Lilly bleiben der Sportakrobatik erhalten. In Zukunft aber, so verraten sie auf Facebook, getrennt als Unterfrauen in zwei verschiedenen Dreiergruppen.

Einen mindestens ebenso langen Applaus wie Lilly und Camille erhielten eine Übung später Sebastian Grohmann, Erik Leppuhner, Florian Vitera und Tom Mädler, die „lustig fantastischen Vier“ des Dresdner Sportclubs. Nach ihrem gemeinsamen Höhepunkt, der WM-Bronzemedaille im April, trennen sich die Wege der vier Herren ebenfalls. Florian Vitera wurde von all seinen Vereinskameradinnen und -kameraden sowie vom Publikum gebührend verabschiedet. Er wechselt im Sommer die Schule, um sein Fachabitur im Bereich Kunst ablegen zu können. Vincent Kühne übernimmt seinen Platz in der Herrengruppe.

Den härtesten Samstagnachmittag dürfte also Mama Anke Leppuhner gehabt haben, denn es verabschiedeten sich gleich ihre beiden Kinder, Jördis und Erik, aus ihren jeweiligen Formationen.

Viele Verabschiedungen gab es (teilweise ohne unser Wissen) auch schon zur WM: Valery Maslo und Natalia Persicke zeigten sich zur Deutschen Meisterschaft beispielsweise schon mit ihrer neuen Partnerin Finia Gutbrod – allerdings außer Konkurrenz, da Finia noch ein Jahr zu jung für die Altersklasse Junioren 2 ist. Nach so kurzer Zeit schon mit einem Tsukahara in Tempo stellten die drei klar, dass wir auf ihre Entwicklung sehr gespannt sein dürfen.

Ebenfalls neu formiert zeigten sich Annalena Kunz und Sneschana Sinkov. Auch die beiden hatten nur wenig Zeit zur Vorbereitung und traten deshalb in Balance und Kombi zweimal mit der gleichen Musik und Choreografie – der alten Balance-Übung von Diana Dierich und Emily Langenmayr – an. Auch hier sahen wir für diese kurze Trainingszeit schon sehr gute Leistungen, dafür wurden die beiden mit zwei dritten Plätzen in Balance und Kombi belohnt.

Bei aller Trauer um die Formationen, die aufgehört haben: In Anbetracht dessen, was wir an neu formierten Einheiten schon sehen durften, können wir positiv in die Zukunft schauen. Vielversprechend sahen nicht nur die neu formierten Einheiten aus, die sich im Wettkampf zeigten. Auch das, was man im Einturnbereich an fleißig trainierenden Formationen aus Riesa, Dresden und Leipzig sehen konnte, lässt einen gespannt warten auf die nächsten Wettkämpfe.

Zusammenfassend kann man nur sagen: In allem, was zu Ende geht, steckt auch eine neue Chance. Und das nicht nur bezogen auf neue Formationen…

Man kann den Verlust von Sebastian Schipfels Berichterstattung für die deutsche Sportakrobatik kaum in Worte fassen, dennoch sehe ich darin auch eine Chance für die deutsche Sportakrobatik (vor allem für die Fans und Vereine). Die Chance enger zusammen zu rücken, mehr zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen, hoffentlich auch was die Berichterstattung von verschiedenen Wettkämpfen betrifft.

Schön wäre es doch, wenn in Zukunft ab und zu der eine oder andere die Motivation hätte, einen Bericht über einen Wettkampf zu verfassen. So könnte man in Zusammenarbeit den Informationsfluss am Laufen halten.

Angefangen bei diesem Artikel, vielleicht findet sich ja jemand, der Siegerlisten oder Bilder beisteuern kann!?

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Category: Deutsche Meisterschaften

Comments (5)

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  1. Daniel sagt:

    [quote name=“@Lena“][quote name=“Lena“]anderen quote]

    Weil zum Beispiel Bayern nicht einen einzigen Kampfrichter dabei hatte.[/quote]

    Na klar und deswegen stellt Hoyerswerda drei Kampfrichter! Die anderen sächsischen Städte kommen ja auch noch dazu.
    Es gibt mehr wie zwei Bundesländer wie Bayern und Sachsen!

  2. @Lena sagt:

    [quote name=“Lena“]Schade finde ich immer die doch sehr ungleichmäßige Verteilung der Kampfrichter. So saßen diesmal, so glaube ich, drei Kampfrichter von Hoyerswerda und insgesamt sehr viele Sachsen im Kampfgericht. Warum nicht auch mehr aus anderen Bundesländern?[/quote]

    Weil zum Beispiel Bayern nicht einen einzigen Kampfrichter dabei hatte.

  3. Lena sagt:

    Vielen Dank für deine Berichterstattung.
    Schön das hier wieder geschrieben wird.
    Vielen Dank auch an Dresden. Es war wieder eine ganz tolle Veranstaltung. Die Pokale haben wirklich Seltenheitswert!
    Bei den Schülern sah ich persönlich aber dann doch mehr vielversprechende Leistungen. Und wie du schon geschrieben hast, viele haben noch ein Jahr bei den Schülern.
    Den von dir genannten verpassten Doppelsieg vom Hoyerswerdaer Schülerpaar, hätten auch Düsseldorf und selbst Leipzig schaffen können. Jeder hatte leider ein paar kleine Fehler drin, aber jeder von ihnen hätte auch ein Doppelsieg schaffen können. Düsseldorf hat eine sehr starke Artistik und Leipzig sprang sogar einen Doppelten.
    Bei den Junioren konnten man wieder echte Spitzenleistungen sehen!
    Camille und Lilly und auch Gina Lee und Pia sind/ waren ganz tolle emotionale Paare. Die Jungs natürlich wie immer Bombe!
    Schade finde ich immer die doch sehr ungleichmäßige Verteilung der Kampfrichter. So saßen diesmal, so glaube ich, drei Kampfrichter von Hoyerswerda und insgesamt sehr viele Sachsen im Kampfgericht. Warum nicht auch mehr aus anderen Bundesländern?

  4. Stine sagt:

    Danke Lisa Marie Hempel.

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