Zu Gast beim Hessen-Primus
Sportakrobatik in Hessen. Da denkt man vielleicht zuerst an Pfungstadt wegen des dortigen Bundesleistungszentrums oder an Kassel wegen der Stadtgröße. Der wahre Primus ist aber Nieder-Liebersbach. Die dort ansässige SVG hat 2013 und 2014 nicht nur beide Hessenpokale – übrigens mit interessant-fragwürdigem K.-o.-System in der Einzelwertung -, sondern auch jeweils den Ligabetrieb sowohl in der Nachwuchs- als auch der Vollklasse für sich entschieden.
Und die Nieder-Liebersbacher haben als einzige ihren eigenen Wettkampf, den Horst Stephan Pokal, zu Ehren ihres inzwischen 85-jährigen ehemaligen Athleten, Trainers, Abteilungsleiters und nach wie vor größten Fans. Am gestrigen Samstag wurde der Horst Stephan Pokal zum fünften Mal ausgetragen. 16 Vereine aus Bayern, Berlin, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Württemberg und natürlich Hessen waren angetreten, gefühlt jeder zweite Starter kam dabei von den riesigen Delegationen aus Taucha und Nieder-Liebersbach.
Die Mannschaftswertung, für die die drei höchsten Wertungen jedes Vereins in unterschiedlichen Kategorien addiert wurden, gewann Hoyerswerda. Die Sachsen hatten bereits die Premiere des Horst Stephan Pokals 2010 für sich entschieden und lösten jetzt die Gastgeber ab, die zuletzt zweimal in Serie den riesigen Pott behalten durften. Der steht übrigens nur an der Spitze einer Fülle von Pokalen und Medaillen, die sich Nieder-Liebersbach knapp 600 Euro kosten lässt. Platz zwei ging an Kassel, Platz drei an Nieder-Liebersbach.
Siegerliste | Mannschaftswertung
Im Großen und Ganzen gehen die Ergebnisse in Ordnung, auch wenn sich wie bei Turnieren durchaus üblich als Kampfgericht eine bunte Mischung aus Routiniers und Novizen versammelte. Gemeinsam legten sie einen sehr strengen Maßstab an. Da dürften einige mehr Punkte gewöhnt sein.
Die Wertungen sollte niemand auf die Goldwaage legen, aber das ist ja im Prinzip egal, wenn das Niveau den ganzen Wettkampf über stabil bleibt. Und das tat es mit ein paar Ausnahmen auch. Nur hin und wieder waren die Kampfrichter nicht auf Flughöhe, sondern schossen am Ziel vorbei bzw. darüber hinaus. Vielleicht am deutlichsten ausgerechnet bei den Tagessiegerinnen Jana Mendel und Xenia Mehlhaff (Kassel) mit 27,5 Punkten. Mit ihrer noch relativ neuen Kombi-Übung geht der Sieg bei den Junioren zwar in Ordnung, aber die 26,45 Punkte von Gina Lee Nickler und Pia Schütze aus Hoyerswerda hätten die Tageshöchstnote sein müssen – und nicht nur der Tagessieg bei den Schülern.
In der Nachwuchsklasse ging der Tagessieg an Ines Hallouz und Alba Gutierres aus Kassel (25,55 Punkte), in der Altersklasse Jugend an Jacqueline Kreutzpointner, Sina Lippert und Alexandra Hesse aus Friedberg (ebenfalls 25,55 Punkte) und bei den Senioren an die Gastgeber aus Nieder-Liebersbach mit Sandra Crisafulli und 25,58 Punkten auf dem Podest.
Tränen flossen bei Nancy Deger, Nadine Koch und Lina Ebert. Weniger, weil Ihnen die Kampfrichter überraschend den Sieg absprachen, sondern vor allem, weil es der letzte Wettkampf des Trios war: Nadine Koch beendet ihre sportliche Laufbahn wegen Rückenproblemen. „Wahrscheinlich machen wir als Damenpaar weiter“, sagte Nancy zur Zukunft von ihr und Lina. Der größte Erfolg des Trios war die EM-Teilnahme 2013 in Lissabon.
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