Bayerns Sportakrobaten sind jetzt Turner!

| 14. November 2015 | 3 Comments

Bayerns Sportakrobaten sind jetzt Turner!

Ob das Glück bringt? Am gestrigen Freitag, den 13., hat sich der Bayerische Sportakrobatik Verband (BSAV) aufgelöst und dem Bayerischen Turnverband (BTV) angeschlossen. Am 18. November wäre der BSAV 40 Jahre alt geworden.

Wie berichtet akzeptiert der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) ab 2018 nur noch Fachverbände mit mindestens 4.000 Mitgliedern und 40 Vereinen. „Vom BLSV in die Enge getrieben“, nennt das Präsident Friedrich Schwarz traurig. Sein BSAV zählt derzeit 3.382 Mitglieder in 37 Vereinen, von denen sieben Sportakrobatik aktiv als Wettkampfsport betreiben. Beim BTV sind ca. 850.000 Mitglieder in etwa 3.200 Vereinen gemeldet.

13 Fachverbände sind von der Konsolidierung des Landes-Sportverbandes betroffen. Der BLSV droht sogar mit Entzug des sogenannten Sockelbetrages gemäß der jährlichen Eigen- und Staatsmittelplanung – im Fall der Sportakrobatik 5.000 Euro pro Jahr -, wenn sich ein betroffener Verband nicht bereits bis Ende 2016 einem größeren Verband anschließt.

Der BSAV hat sich entschieden den Forderungen des BLSV nachzukommen. „Als eigenständiger Verband weiter zu bestehen dürfte schwierig und kostspielig werden.“ So steht es im Verschmelzungsbericht. Erst die Zukunft der Sportakrobatik in Bayern und das Handeln der anderen zwölf betroffenen Verbände werden zeigen, ob es richtig war, nicht um die Eigenständigkeit zu kämpfen.

Todeszeitpunkt 18.04 UhrTodeszeitpunkt 18.04 Uhr

Um 15.40 Uhr eröffnete Fritz Schwarz gestern in Stadtbergen bei Augsburg also den letzten BSAV-Verbandstag. Innerhalb von nur einer halben Stunde wurden mit 22 von 25 Stimmen – vertreten von gerade einmal einem Dutzend Delegierten – bei drei Enthaltungen unter notarieller Aufsicht die Auflösung des Verbandes und die Fusion mit dem Turnverband beschlossen. Neben den meisten Präsidiumsmitgliedern waren Vertreter des SAV Augsburg-Hochzoll, des SV DJK Eggolsheim, des TSV Friedberg, der DJK-TSV Kersbach, der DJK Weiden sowie des TSV 1860 Weißenburg anwesend.

Kurz darauf gaben die Turner nur wenige hundert Meter entfernt ebenfalls grünes Licht zur Fusion – einstimmig mit 109 Stimmen. Um 18.04 Uhr unterzeichnete Fritz Schwarz als letzte Amtshandlung gemeinsam mit BTV-Präsident Dr. Alfons Hölzl den Verschmelzungsvertrag.

(Ich hoffe, das stimmt, denn ich bin gar kein Experte im Lesen von Bilanzen:) Ein Gewinn in Höhe von über 8.000 Euro im Jahr 2014 sowie ein Vermögen von fast 65.000 Euro zum 31.12.2014 beim BSAV stehen einem Verlust in Höhe von über 70.000 Euro im Jahr 2014 und einem Vermögen von über 151.000 Euro zum 31.12.2014 beim BTV gegenüber. Der BTV verzeichnete 2014 Einnahmen in Höhe von fast 250.000 Euro, der BSAV gerade etwas mehr als 42.000 Euro.

Nicht schade um den aktuellen BSAV

Aufgelöst in 30 Minuten: In den vergangenen Jahren haben Fritz Schwarz und seine Mannschaft (mit wenigen Ausnahmen) den BSAV so geführt, dass ihn jetzt keiner vermisst. Größte „Unterstützerin“ dabei war seit 2009 Pressewartin Heike Hovanjec, die irgendwann ihre Öffentlichkeitsarbeit sogar komplett einstellte. Weder über Sportliches noch über den Verband und jetzt seine Auflösung informierte sie in irgendeiner Weise. Außer für Insider existiert der BSAV deshalb sowieso schon lange nicht mehr. (Ich muss das an dieser Stelle so hart sagen, weil mich das auch persönlich maßlos ärgert: Sechs Jahre lang habe ich selbst viel Blut, Schweiß und Tränen investiert, um unter anderem den Internetauftritt des BSAV aufzupäppeln.) Jetzt kann die Webadresse endgültig aus den Lesezeichen des Browsers gelöscht werden.

Wenn immer in den letzten Jahren die bayerische Sportakrobatik positiv aufgefallen war wie durch den Gewinn von deutschen Meistertiteln oder zuletzt sogar die erste EM- bzw. WM-Teilnahme seit 1991, dann ging das auf das Konto einzelner Vereine (zum Beispiel Coburg oder Friedberg). Der Beitrag des BSAV bestand im besten Fall darin, das Engagement vor Ort nicht auch noch zu behindern. Insofern ist es nicht wirklich schade um den aktuellen BSAV. Unter diesen Umständen ist die Sportakrobatik in Bayern bei den Turnern wahrscheinlich wirklich besser aufgehoben.

Aber die Eigenständigkeit der Sportakrobatik in Bayern ist nun eben ein für alle Mal dahin, auch wenn sich irgendwann einmal wieder fähigere Leute an der Spitze der bayerischen Sportakrobatik finden. Und: Alle Verhandlungen zwischen den Turnern und den Akrobaten wurden natürlich vom jetzigen Präsidium geführt. Abgesehen davon, dass ihr aktuelles Vermögen den Sportakrobaten bleibt genauso wie der jährliche Sockelbetrag – mal sehen, wie lange der BLSV diesen überhaupt zahlt… – ist rein gar nicht geregelt, welche Rechte den Sportakrobaten bleiben. Noch nicht einmal was die „Stelle“ des Landestrainers betrifft. Die bayerische Sportakrobatik taumelt blind in eine völlig ungewisse Zukunft.

Die Verhandlungsführer berufen sich bei ihrem Optimismus lediglich auf ihr gutes Gefühl, das sie aus den Gesprächen mit dem (aktuellen) Präsidium des BTV mitgenommen haben. „Wird schon gutgehen…“, ist das Motto. Hoffentlich tut es das!

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Category: Regionales

Comments (3)

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  1. Andy G. Krainhöfner sagt:

    Si tacuisses, liebe Kommentatorin Doris Dieterlen! Der Turnverband hat sich vor vier Jahren von den roten in die schwarzen Zahlen wieder hochgearbeitet, was einer kriminellen Buchhalterin geschukdet war. Und wo es einen „Kampf“ gegen uns hat geben sollen-worum eigentlich? Um 3.500 Mitglieder? Um eine tolle Sportart, die zum Turnen phantastisch passt? Verstehe die „Geier“-Doris, wer mag! Wir im BTV freuen uns auf neue Herausforderungen gemeinsam mit den Freunden aus der Sportakrobatik. Man könnte daran mitarbeiten … oder weiter motzen.
    Andy G. Krainhöfner
    Vizepräsident Kommunikation

  2. Doris Dieterlen sagt:

    Da stürzen sich die „Geier“ auf den Verband. Ich kann es einfach nicht verstehen wie ein finanziell gesunder Verband sich kampflos hingibt. Vor allem mit dem Hintergrund, dass die Turner schon jahrelang in der roten Zahlen stehen.

  3. akrobine sagt:

    irgendwie voll schade, da wird man gezwungen dem turnverband beizutreten – irgendwie typisch bayern. so groß -so stark – anders als andere bundesländer und dann sowas.

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