Motivationsschub aus Flandern

| 14. Februar 2016 | 4 Comments

Zurück vom Flandern (Welt) Cup kann man nur beeindruckt konstatieren: Belgien ist organisatorisch genauso Weltklasse wie sportlich. Die (mindestens) neunte Auflage des Wettkampfes in Puurs hätte professioneller kaum durchgezogen werden können. Das Mammutprogramm ging absolut reibungslos über die Bühne. Weder vor Ort dank Heerscharen freundlicher und kompetenter Helfer noch weltweit am Bildschirm dank Livestream und Live-Ergebnissen dürften nennenswert Wünsche offen geblieben sein. Über 2.000 zahlende Zuschauer quetschten sich an den drei Wettkampftagen in der kleinen Halle. Das ist vielleicht das einzige Manko: Der Flandern Cup (FIAC) ist seiner Kinderstube längst entwachsen und bräuchte ein neues Zuhause. (Übrigens: Wenn sich in Deutschland mal wieder jemand wegen einer Wettkampfsoftware den Kopf zerbricht: ScoreExpress läuft offenbar perfekt und kann quasi alles.)

Aber nun zum sportlichen Teil: Wenn man wollte, könnte man sagen, dass aus deutscher Sicht Friedberg Matchwinner des diesjährigen Flandern Cups war: Nicole Boxler und Sophie Kirschner siegten in der Altersklasse Jugend unter 31 Damenpaaren. Und Sina Lippert, Jacqueline Kreutzpointner und Alexandra Hesse stellten mit Platz fünf von 34 Trios und damit als beste deutsche Damengruppe in der Altersklasse Junioren 1 die WM-Nominierung des Bundestrainers kurzerhand auf den Kopf.

Einen weiteren Sieg für Deutschland holten Sebastian Grohmann, Erik Leppuhner, Florian Vitera und Tom Mädler (Dresden), die sich bei den Junioren-2-Herrengruppen mit drei starken Übungen – lediglich die 0,6 Punkte Abzug im Finale hätten sie sich sparen können – deutlich gegen die Polen durchsetzen konnten. Wer sich am Livestream gewundert haben sollte, warum die vier Jungs dreimal identisch komplett in rot und für heutige Verhältnisse sehr schlicht ihre Übungen absolvierten: Ihre Anzüge hatten die Reise nach Puurs nicht mit angetreten und es musste vor Ort kurzfristig Ersatz beschafft werden. Zum Glück waren wenigstens die Hosen im Gepäck. Sonst hätten die „Reds“ in ihren neuen Oberteilen mit Hosenansatz nämlich für richtig Spektakel gesorgt… 😉

Zum dritten Mal aufs Siegertreppchen schaffte es Deutschland durch die Düsseldorfer Brüder Alexander und Kristijan Hauk, die bei den Junioren-Herrenpaaren die Belgier hinter sich ließen und dadurch Silber gewannen.

Weitere FIAC-Finalisten waren die Jugend-Damenpaare Anna Grass und Xenia Chesler (Düsseldorf) sowie Josephine Varga und Sina Ferner (Friedberg), das Jugend-Mixed-Paar Florian Borcea-Pfitzmann und Samira Rawolle (Dresden) und das Junioren-1-Damenpaar Laura Hillringhaus und Dana Rühm (Friedberg), wobei die Organisatoren je nach Größe des Starterfeldes bis zu 16 Formationen ins Finale ließen.

Für die WM-Starter sind das hilfreiche Motivationsschübe in der heißen Vorbereitungsphase. Aber es besteht noch längst kein Grund für übermäßige Euphorie: Die Konkurrenz hier in Puurs war zwar in den Disziplinen mit weiblicher Beteiligung riesig, aber allzu hochklassig war sie auch wieder nicht. Ich würde sagen: Mit Kitty Williams, Tabitha Dawson und Scarlett Wright (England, Junioren 1), Rita Ferreira und Joana Moreira (Portugal, Junioren 1) sowie Noémie Lammertyn und Lore Vanden Berghe (Belgien, Junioren 2) waren beim Flandern Cup (nur) drei ganz heiße Eisen am Start, die in China eine Medaille gewinnen dürften. Mehr nicht!

Das gilt natürlich nicht für den Welt Cup. Da war im Reigen der Weltspitze für Deutschland nur eine einzige Formation am Start: Nikolai Rein und Sophie Brühmann vom TV Ebersbach. Indem sie in der Qualifikation – übrigens mit neuer Choreografie in Tempo – die Polen eineinhalb Punkte hinter sich ließen, gelang den beiden der Einzug ins Finale der besten acht Mixed Paare. An den restlichen Spitzenduos war aber auch im Finale nicht mehr vorbeizukommen, obwohl ohne die 0,3 Punkte Abzug der Deutschen die Franzosen in greifbarer Nähe gewesen wären.

Welt-Cup-Gold ging zweimal an Weißrussland (Damengruppe und Damenpaar), Russland (Mixed Paar) und Belgien (Herrenpaar). Nordkorea und auch China bleiben sogar ohne Medaille. Insbesondere die beiden Paare aus Nordkorea, die mich und sicher auch einige andere am ersten Tag ja so sehr begeistert hatten, leisteten sich im Finale jeweils einen groben Patzer. Kurz vor dem Welt-Cup-Finale hatte ich noch eine kleine Wette bzgl. des WM-Titels für das Damenpaar aus Nordkorea abgeschlossen. Mal sehen…

Siegerlisten unter fiac.acromaniac.be

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Category: Turniere

Comments (4)

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  1. thomas #3 sagt:

    …und ich ein Mit-Initiator von AcroScore.
    Alex und Sebastian haben ja schon Recht. Da habe ich heute dazugelernt. Die Software kannte ich vorher nicht.
    ScoreExpress kann das. Man braucht nur ein wenig Geld in die Hand zu nehmen und dann kann man den Wettkampf damit durchführen. Ein gebrauchtes Set der Vorgängerversion(!) der Handgeräte für die Kampfrichter ist schon für etwa 2000 Euro zu haben. Die Lizenzkosten der Software pro Wettkampf liegen bei 210 Euro.
    Unsere Grundidee war aber eine kostenlose Software mit vorhandener Hardware. Deswegen sind wir auf Smartphones/Tablets gegangen. Nur so werden viele Vereine dies bei vielen Wettkämpfen nutzen…
    Wenn ich mir die neueste Generation an Handgeräten der gleichen Firma anschaue, verwenden diese ganz normale iPads etc., also im Prinzip um ähnliche Hardware, die wir verwenden wollen.

  2. Axel Hallez sagt:

    [quote name=“thomas #2″]auf der Homepage gefunden:
    „During the competition the scores have to be entered into the computer…Ensure that there are enough runners to bring the score sheets to the scoring office…“
    Also ist bei ScoreExpress nach wie vor ZETTELWIRTSCHAFT[/quote]

    Hallo Thomas,

    Ich bin den Autor von ScoreExpress.
    Mit ScoreExpress, können Sie auf unterschiedliche Art und Weise arbeiten je nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Veranstaltung.
    Man kann die Noten direkt auf dem Computer eingeben, oder man kann ein elektronisches System mit Funkgeräte verwenden. Die Funkgeräte kommunizieren mit dem Computer mit einem ZigBee-basiertes Protokoll.
    Wenn Sie mehr Informationen dazu haben möchten, können Sie mich direkt kontaktieren (axel.hallez@scoreepxress.be)

  3. thomas #2 sagt:

    auf der Homepage gefunden:
    „During the competition the scores have to be entered into the computer…Ensure that there are enough runners to bring the score sheets to the scoring office…“
    Also ist bei ScoreExpress nach wie vor ZETTELWIRTSCHAFT

  4. thomas sagt:

    Ich habe mir gerade mal interessehalber ScoreExpress angeschaut. Dabei interessierte mich besonders wie die vergebenen Punkte der Judges zum System kommen. Bei dem in der Entwicklung befindlichen deutschen System AcroScore geschieht das über WLAN. Jeder Kampfrichter hat ein kleines Gerät und gibt seine Punkte ein. Hier lag beim Testlauf das Problem. Es waren 9 WLAN Netze gleichzeitig am Funken und es kam zu Aussetzern. Die Software an sich hat fehlerfrei funktioniert.
    Also habe ich gerade ScoreExpress angeschaut. Ich kann aber gerade diesen Punkt im Manual nicht finden. Es sieht dort für mich so aus, als wenn der Hauptkampfrichter die jeweiligen Punkte der Judges nach wie vor selbst eingeben muss. Das ist beschrieben im Manual im Bereich „Score Editor“. Oder hat da jemand andere Erkenntnisse?

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